Petra Hulová gilt als eine der bedeutendsten jungen Stimmen in Tschechiens zeitgenössischer Literatur. Mit "Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe" wurde sie mit 23 Jahren in Tschechien populär. Petra Hulová gelang es, LeserInnen und KritikerInnen quer durch alle Altersgruppen mit ihren poetischen Schilderungen zu überzeugen. Inzwischen ist ihr erstes Buch ein Bestseller, der auch internationale Aufmerksamkeit bewirkt.


In unbekümmertem, eigenwilligem Ton stellt die Autorin das archaische, von harter Arbeit und erbarmungslosem Klima geprägte Dasein, der in Jurten lebenden ViehzüchterInnen der Steppe aus der Sicht der Frauen dar. Sie schildert die essenziellen Begebenheiten und dramatischen Veränderungen des Lebens, der zum Teil noch nomadisch lebenden Menschen. Die poetische und doch zumeist unbequeme Sprache in "Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe" verspricht zwar dieses gewisse lebhafte Erzählen, diese "östliche" Dramatik, die angeblich schwerer, wärmer und kraftvoller wirkt als die angeblich leichte "westliche" Ironie.

Petra Hulová macht keinen Hehl daraus, dass der Ursprung dieses Romans auf eigenen Erlebnissen beruht: Sie studierte in Prag Kulturwissenschaft und Mongolistik und lebte längere Zeit in der Mongolei. In ihrem Buch thematisiert sie trotzdem kein westliches Ich, das die Distanz zur weiten Ferne reflektiert, sondern sie wagt einen beherzten Blick von innen: Hauptfigur ist Dzaja, eine junge Frau, die in ihrer Großfamilie nicht recht anerkannt wird und, als sie erwachsen geworden ist, in der Stadt ein neues Leben sucht. Sie selbst, Dzaja, ihre Mutter, sowie ihre Tochter erzählen von ihren verschlungenen Wegen zwischen dem Verkaufen von Essen und dem Verkaufen ihrer Selbst.

Die drei Frauen erleben einen Prozess der Individualisierung: Jede muss für sich entscheiden, wie sie sich in diesem Widerstreit zwischen Alt und Neu verhält. Die berührende Sprache von Petra Hulová lebt dabei von den Bildern des mongolischen Frauenalltags, von ihrer wunderschönen literarischen Bearbeitung des Unbekannten, des Fernen und der scheinbar ganz alltäglichen Begebenheiten. Es ist wohl eine besondere Chuzpe der jungen Autorin, durch die bilderreichen Geschichten aus der so weit entfernten Mongolei, den LeserInnen in Westeuropa einen Spiegel vorzuhalten. Die knappen und doch so vollen Sätze bezaubern so unendlich wie die weiten Steppen der Mongolei. Neugierig erwarte ich das Erscheinen der Übersetzungen der neuen Romane dieser großen, jungen Schriftstellerin.

Über die Autorin

Petra Hulová wurde 1979 in Prag geboren. Nach der Matura studierte sie an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Kulturwissenschaft und Mongolistik. Für einige Zeit lebte sie in der Mongolei. Zurzeit widmet sie sich ihrer Promotion in Kulturwissenschaften.

Zur Übersetzerin

Christa Rothmeier, geboren 1948, studierte Slawistik und Romanistik in Wien und Prag und ist freiberuflich als Universitätslektorin, Publizistin und literarische Übersetzerin tätig. Unter anderem wurde sie 2007 mit dem "Gratias Agit" für ihr Verdienst um das Ansehen der Tschechischen Republik im Ausland ausgezeichnet. (Ruth Devime)