Wien - Die Beratungsstelle Courage will eine Lücke im Antidiskriminierungsbereich füllen: Auf der am Mittwoch präsentierten Webseite Homophobie.at sollen Fälle von Diskriminierung Homosexueller erfasst und aufgeklärt werden.

Anonym berichten können

Courage-Leiter Johannes Wahala betonte, dass es nach wie vor kein umfassendes Anti-Diskriminierungsgesetz und die rechtliche Gleichstellung homosexueller PartnerInnenschaften gebe. Mit der Seite soll die Möglichkeit geschaffen werden, anonym über erlebte oder beobachtete Diskriminierung zu berichten, ein Instrument, das es z.B. gegen Rassismus längst gibt.

Mit der "Stoppt Homophobie!" genannten Aktion erhofft sich Courage die Ermittlung genauer Zahlen über oft auch körperliche Gewalt gegenüber homosexuellen und transsexuellen Menschen. Jeder dritte Selbstmordversuch in Österreich werde von gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen verübt, so Wahala. Scham und Schuld führten zu einer Traumatisierung. Für Wahala ist klar: erst wenn die sexuelle Orientierung auch gesetzlich gleichgestellt ist, werde sich auch die gesellschaftliche Realität ändern.

Sensibilisierung in der Schule

Aber auch positive Erfahrungen können auf der Seite deponiert werden, denn auch Eltern von schwulen oder lesbischen Kindern würden sich dort informieren und Unterstützung suchen wollen - viele erachteten die Homosexualität ihres Kindes als großes Problem. Christine Swarowsky, Psychotherapeutin und Beraterin bei Courage berichtete über den Fall eines 17-Jährigen, der nach seinem Coming Out von seinen Eltern zu hören bekam: "Es wäre mir lieber, du wärst tot." Für Sensibilisierung müsse man bereits in den Schulen, wenn etwa Beschimpfungen wie "Weichei" oder "schwule Sau" fielen.

Gesetzeslage inakzeptabel

Auch der Jugendpsychiater Ernst Berger plädierte, derartige Schimpfwörter aus dem Sprachgebrauch zu verbannen. Er ortete eine große Dunkelziffer an Opfern von Gewalt, das Thema werde tabuisiert. Manfred Nowak, Leiter des Boltzmann Instituts für Menschenrechte, prangerte die Gesetzeslage an. So gebe es noch immer Fälle von Diskriminierung am Wohnungs- und Arbeitsmarkt. Die Grüne Abgeordnete Ulrike Lunacek schloss sich dem an: "Es geht darum, dass Österreich ein eigenes Anti-Diskriminierungsgesetz braucht." Und die Liberale Heide Schmidt, Vorsitzende des Instituts für eine offene Gesellschaft, hält es für "unerträglich und inakzeptabel", wenn PolitikerInnen etwa eine Zeremonie für eine Homosexuellen-Trauung ablehnten. (APA)