Zwei Drittel der 30-Jährigen rechnen Umfragen zufolge nicht mehr mit einer gesicherten staatlichen Pension. Diese Angst ist verständlich, denn allen Statistiken zufolge ist das Umlageverfahren aufgrund des zunehmenden Rentneranteils an seine Grenzen gestoßen. Möglich, dass schon 2030 ein Erwerbstätiger einem Pensionisten gegenüberstehen wird. Auf den Staat wird also kaum mehr Verlass sein.

Wer sich weder eine Vorsorgewohnung leisten noch auf Erträge aus Familienbesitz vertrauen kann - die große Mehrheit also -, dem bleibt nur die private Initiative des Ansparens als ein (für Österreich) neuer Weg.

Dafür werden jetzt beträchtliche Steuergelder eingesetzt: 1851 Euro Einzahlung werden mit 8,5 bis 13,5 Prozent geschenktem Staatsgeld jährlich in die neuen Vorsorgeprodukte gelenkt. Sehr hohe Erträge werden - nach Abzug von Verwaltungskosten und dem Preis der vorgeschriebenen Kapitalgarantie - wohl nicht bleiben. Dafür liegt das Geld vergleichsweise sicher. Wer sich mehr Risiko leisten will, wird im riesigen Anlageuniversum ja schnell fündig.

Dass der Staat bei der neuen Vorsorge die veranlagten Gelder zu 40 Prozent in die Wiener Börse zwingt, mag Kritiker stören, aber: Ohne diesen Rettungsanker wären die Tage eines eigenen heimischen Finanzplatzes vermutlich gezählt. Eine Reihe anderer europäischer Länder wie Dänemark und Schweden ist genau diesen Weg übrigens schon vor vielen Jahren gegangen, um ihre Börsen auch für mittelständische Firmen attraktiv zu machen.

Assekuranzen und Fondsgesellschaften dürfen sich jetzt die Hände reiben: Die Angst vor Verarmung in der Pension wird ihnen - so schätzen sie selbst - Hunderte Millionen Euro zutreiben. Dieses Geschäft machen sie mit einer berechtigten Angst. (DER STANDARD, Printausgabe 29.01.2003)