Es ist schon eine äußerst befremdliche Auffassung von Gesundheitspolitik, die die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller an den Tag legt. Da bringt eine 18-jährige Rumänin in dem Bordell, in dem sie arbeitet (oder zu arbeiten gezwungen wird) ihr Baby zur Welt und wirft es anschließend aus dem Fenster - offenbar im Geburtsschock. Die junge Frau dürfte die Schwangerschaft verdrängt haben, obwohl sie die vorgeschriebenen amtsärztlichen Untersuchungen jede Woche hat durchführen lassen.

Welcher Vorschlag kommt nur zwei Tage später von der Gesundheitsreferentin Burgstaller? Die Prostituierten sollen doch bitte für die gesetzlich vorgeschriebenen Arztbesuche selbst bezahlen. Es sei nicht einzusehen, dass die öffentliche Hand weiterhin dafür aufkommen solle. Burgstaller rechnet auch gleich vor, dass jedes Jahr 760.000 Euro eingespart werden könnten. Aber wer kommt für die Folgekosten auf, wenn die Freier dann zuhause ihre Ehefrauen mit Geschlechtskrankheiten infizieren? Prostituierte berichten immer wieder, dass 80 Prozent ihrer Kunden bereit sind, mehr zu bezahlen, wenn sie bloß kein Kondom verwenden müssen.

Viele der Frauen würden wahrscheinlich gar nicht mehr zu den Untersuchungen gehen, wenn sie jede Woche 70 Euro dafür bezahlen müssten. Burgstallers Vorschlag kann also wohl nur von plumpem populistischem Kalkül getragen sein. Es lässt tief blicken, wenn einer für frauen- und gesundheitspolitische Fragen zuständigen Landeschefin egal zu sein scheint, dass Frauen, die ohnehin auf der untersten sozialen Stufe - nämlich auf dem Strich - stehen, reihenweise krank sind. Darüber hinaus ist es lächerlich, so zu tun, als würden die geschätzt tausend Salzburger Prostituierten das Land in den Ruin treiben. (DER STANDARD, Print, 22./23.12.2007)