Nicolas Sarkozy war ein kleiner, ehrgeiziger Bürgermeister in einem Pariser Vorort, da war Carla Bruni bereits weltberühmt. 1987 hatte die Tochter aus einer Turiner Industriellenfamilie (Pirelli) mit 19 Jahren ihr Kunst- und Architekturstudium aufgegeben. Wenige Jahre später erwies sie sich im Modegeschäft als Superstar, in einer Liga mit Claudia Schiffer, Naomi Campbell.

Bruni präsentierte Chanel und Lagerfeld, Galliano, Yves Saint Laurent oder Dior. Und lieh dem Kosmetikkonzern L'Oréal das Gesicht. Ihr Einkommen: rund acht Millionen Dollar - pro Jahr. Nicht nur deshalb ist manche schmierige Story der Klatschblätter vom brünetten Starlet, das vom Staatspräsidenten bald schon in Élysée-Palast und Ehe geführt wird, daneben. Oder das Gewäsch vom Groupie mit Promi-Liebhabern, von Mick Jagger bis Trump.

Die 39-Jährige ist alles andere als eine unbedarfte Fee. Herkunft, Lebensweg, ihre Interviews, Texte und Lieder, die sie seit 1998 in ihrer zweiten erfolgreichen Karriere als Chansonnière (drei Millionen verkaufte CDs) komponiert hat, zeugen von einer ebenso feinsinnigen wie witzig-frechen Frau. Fast immer singt sie von der Liebe. Ihre Welt ist aber nicht die der Blümchen, sondern jene einer emanzipierten Person, die sich nimmt, was sie will. Und mit sanft-rauchiger Stimme von Exzess, Sehnsucht und Lust erzählt.

Ihr Lebensumfeld sind eher die linksliberalen Pariser Intellektuellen und KünstlerInnen. Kein Wunder, dass Sarkozys konservative Anhänger jetzt schon bangen, wie das wohl weitergehen wird. Im Figaro Madame gab Bruni 2007 zu Protokoll: "Von Zeit zu Zeit bin ich monogam. Aber ich bevorzuge die Vielmännerei." Die Liebe dauere zwar lange, "aber das brennende Verlangen nur zwei, drei Wochen". Und: "Ich ziehe es vor, dass man mich als Raubtier behandelt, nicht als Flohhaufen. Raubtier, das dreht das Spiel für eine Frau um."

Auch im wirklichen Leben: Jahrelang war sie mit dem Verleger Jean-Paul Enthoven liiert, ehe sie sich in dessen Sohn, den Philosophen Raphaël Enthoven, verliebte und ihn seiner Frau ausspannte. Mit ihm hat sie einen sechsjährigen Sohn, Aurélien. Die Frau hieß Justine, Tochter des Philosophen Bernard Henry-Lévy. Sie schrieb eine Biografie, in der Bruni schlecht ausschaut. Die Sängerin konterte mit dem Liebeslied "Raphaël". Es wurde ein Radiohit.

Das künstlerische Multitalent - komponieren, schreiben, singen, Gitarre spielen - ist Familienerbe. Vater Alberto war nicht nur Industrieller, sondern auch Kunstmäzen und Komponist, die Mutter Konzertpianistin. Die ältere Schwester Valeria ist erfolgreiche Schauspielerin und Regisseurin aus der Schule von Patrice Chéreau. Und Sarkozy? Wenn er Glück hat, schreibt sie "Nicolas, mon amour", und es wird ein Hit. (Thomas Mayer/DER STANDARD, Printausgabe 09.01.2008)