Die Chefinnen: Jasmin Ladenhaufen (r) und Cloed Baumgartner (l)
Foto: Gegenalltag
Stockings von Goodluck Drucklook
Foto: Gegenalltag

In Wien gibt es seit Frühling 2002 eine Modeinitiative, die sich von anderen allein schon aufgrund seines Namens unterscheidet. "boutique gegenalltag" - klingt eher nach Kunst als nach Mode. Bei näherer Betrachtung macht genau dieser Crossover-Ansatz Mode erst wieder interessant - findet Ina Freudenschuss.

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Cloed Baumgartner und Jasmin Ladenhaufen betreiben eine "mobile Servicestelle", wie sie es nennen. Mit der Plattform wollen sie innovative Formen des Vertreibens und Präsentierens von Mode vorantreiben. Dabei steht der Gedanke des "Mobilen" im Vordergrund. Die Servicestelle profitiert von bereits vorhandenen "Räumen", sie nistet sich kurzfristig in Ausstellungen und Lokalen ein und präsentiert die Ware "kontextabhängig". Cloed Baumgartner, eine der zwei Chefinnen der boutique erläutert ihr Konzept folgendermaßen: "Das Mobile ist uns sehr recht, weil wir dadurch zum Publikum hingehen können, und nicht Däumchendrehen müssen, bis sie in unser Geschäftslokal schauen". Im Moment ist die Boutique gerade im Forum Stadtpark eher kunstkontextuell unterwegs, aber schon ab Mai soll ein Showroom in einem Radgeschäft entstehen. "Dann gibt’s dort Radlmode aus Radln und für RadlerInnen, präsentiert von RadlakkrobatInnen", erklärt Cloed.

"Gegenalltag" steht für alles, "was außerhalb oder nach einem 9 to 5 - Tag einer DurchschnittsbürgerIn passieren kann und soll und darf". Das Modeshoppen als Event, der an sich schon mal "nicht alltäglich" ist. Dass die erwerbbaren Stücke dann meist ebenfalls aus der Norm fallen, entspricht wieder dem Leitbild des "Unternehmens" Gegenalltag: "Wir möchten, dass die Leute anhand unsrer Produkte und unsrer Aktionen über ihren Kleiderbegriff nachdenken, ihre Einstellung zu Marken, Qualität und Mainstream hinterfragen".

Gemeinsam haben die vielen Labels auf Gegenalltag jeweils, dass sie das übliche Modebusiness mit all seinen monetären und ästhetischen Verbindlichkeiten ablehnen. Die Leute, die dort ihre Mode präsentieren, stammen aus den unterschiedlichsten Kontexten, teilweise aus der Kunst, dem Modebereich oder sie arbeiten einfach autodidaktisch. Schwerpunkte liegen auf den Accessoires, auf dem Recycling alter Kleidungsstücke, auf der Verfremdung traditionellen Handwerks. Aus diesen Prozessen entstehen durchwegs poppige, subversive Stücke für den Gegenalltag. Oder für währenddessen als Reminder. (freu)