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Foto: APA/ Ulrich Perrey

Ich gehöre zu den Menschen, die mit Mode ein grundsätzliches Problem haben. Mal mehr, mal weniger, aber da ist es immer. Mode/Äußerlichkeit ist offensichtlich ein System, das mit mir Schlitten fährt.

Einen ziemlich absurden Vorwurf, den ich Mode immer wieder mache, ist der ihrer Austauschbarkeit und Oberflächlichkeit. "Fetzen", denke ich dann verächtlich, wenn ich durch die Einkaufsstraßen meiner Stadt laufe. Und die Attribute, die die LabelmacherInnen ihren Stücken auferlegen: Geschwätz. Tatsächlich hat Kleidung keine Definitionsmacht. Wenn dann der Körper, aber der ist nur bedingt käuflich erwerbbar. Und der Preis, aber der ist oft zu teuer.

Verschwinden

Es bleibt mir also nicht oft Spaß an der Mode. Und da ist auch noch dieses unangenehme, persönliche Gefühl, dass ich mich mit Kleidung am Körper einordenbar, kategorisierbar, begreifbar mache. Die ganze große Landschaft eine Projektionsfläche, die jederfrau/man offensteht zu besetzen.

Manchmal ist es schon zu viel bemerkt zu werden. Dagegen gibt es leider auch kein Mittel, schon gar nicht "unauffällige Kleidung". Das ist dann das schwächste Statement, aber eben auch eines.

An manchen Tagen wünsche ich mir eine Tarnkappe. Oder einen Schleier. Wenn er nicht aufgrund seiner politischen Signalwirkung so auffällig wäre. Also lieber eine Tarnkappe.

Abgrenzen

In meinen Teenagertagen in der Kleinstadt war Mode ein Zeichen der Abgrenzung, der Provokation, eine kreative Spielart im dramatischen Prozess des Erwachsenenwerdens. Heute höre ich meine Freundin sagen, ihr Kleidungsstil wird immer spießiger, je mehr sich ihr Gedankengut von der bürgerlichen Norm entfernt.

An einem anderen Tag treffe ich sie wieder mit indischem bindi auf der Stirn und körperbetontem Catsuit. Das Blatt hat sich gewendet und die Abgrenzung findet an einer anderen Front statt. Der inneren Befindlichkeit folgt ein äußerlicher Entwurf. Ich kann ihren Sinneswandel verstehen, weil es mir ähnlich geht.

Postmoderne hin oder her, Mode transportiert. Und zwar nicht nur auf die Art, wie es Frauenzeitschriften ihren LeserInnen mit der alten Bürgersfloskel "Kleider machen Leute" weismachen. Viel aufschlussreicher ist es doch, die Verpackung des Äußeren als Resultat von Befindlichkeiten und politischen Positionen zu verstehen, die sich Tag für Tag in uns aufbauen und wieder verschwinden. Das Äußere als täglich upgedatete Bestandsaufnahme und niemand kann sich entziehen... Okay, damit kann ich leben. (freu)