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Schaffer wird an Bildern zeigen, dass und wie sich Hegemonie grundlegend über ästhetische Formen herstellt.
APA/AP/Petros Giannakouris

Wie können minorisierte Subjektpositionen und Existenzweisen visuell dargestellt werden, ohne in der Form ihrer Darstellung Minorisierung (Diskriminierung) zu wiederholen?
Das war die Ausgangsfrage der im Sommer 2007 eingereichten Dissertation Johanna Schaffers, die sie in Auszügen am kommenden Dienstag im Stichwort vorstellen will.

"Diese Frage ist brisant, da sie die Kritik an einer ehrwürdigen Denkfigur oppositioneller Politiken, vor allem wenn sie identitätspolitisch organisiert sind, betreibt: Das ist die Figur der Sichtbarkeit und ihrer angeblich politisch ermächtigenden, emanzipatorischen und anti-repressiven Effekte. Mehr Sichtbarkeit, so die weit verbreitete Annahme, bedeutet mehr politische Präsenz, mehr Durchsetzungsvermögen und damit auch einen gesteigerten Zugang zu den Strukturen der Privilegienvergabe.

Übersehen werden hier jedoch oft die komplexen Prozesse auf dem Feld der Visualität, für die höchst relevant ist, wer zu sehen gibt, in welchem Kontext zu sehen gegeben wird – und vor allem: wie, d.h. in welcher Form und Struktur zu sehen gegeben wird.

Wie also in Verhältnisse der visuellen Minorisierung und Diskriminierung intervenieren, ohne diese zu reproduzieren?"

Schaffer wird besonders betonen und an Bildern zeigen, dass und wie sich Hegemonie grundlegend über ästhetische Formen herstellt, und mehr noch, dass auch jegliche oppositionelle und kritische Aussage auf ein herrschendes Aussagesystem angewiesen ist. "Aus diesem Abhängigkeitsverhältnis folgt für eine kritische Praxis, die eine Veränderung der herrschenden Verhältnisse beabsichtigt: Diese Praxis muss sich auf eine Arbeit an hegemonialen ästhetischen Formen einlassen. Und auch das ist brisant."

Zur Person

Johanna Schaffer hat ihre Dissertation im Rahmen des Kollegs Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien an der Universität Oldenburg geschrieben. Seit 2006 ist sie (für zwei Jahre im halben Beschäftigungsausmaß) Assistentin in dem von Barbara Paul geleiteten Bereich Kunstgeschichte und Kunsttheorie/Gender Studies an der Kunstuniversität Linz. Sie unterrichtet und übersetzt feministische, antirassistische, queere Repräsentationskritik. (red)