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Der operative Eingriff einer Sectio bedeutet für die Mutter langfristig mehr Schmerzen als eine normale Geburt.
APA/China Photos/Getty Images

Den schmerzfreien Kaiserschnitt gibt es nicht. Die Nachwirkungen der Bauchoperation sind einschneidend, etwa jede dritte Frau leidet nach dem Eingriff an gesundheitlichen Problemen.

Dennoch wird zur Zeit jede vierte Geburt in Österreich mittels Sectio durchgeführt, binnen zehn Jahren hat sich somit die Quote von 13 Prozent auf 25 Prozent nahezu verdoppelt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass nur bei zehn Prozent aller Kaiserschnitt-Operationen eine hinreichende medizinische Begründung vorliegt.

Verharmloster Eingriff

Welche Folgen der Kaiserschnitt für Mutter und Kind hat und warum immer häufiger zum Skalpell gegriffen wird, beleuchten die AutorInnen des Buches "Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht": Planbarkeit, Kontrolle der Situation, zügige Abwicklung der Geburt und Angst vor Klagen wurden als wesentliche Gründe genannt.

Claudia Schiffer, Viktoria Beckham , Britney Spears, Angelina Jolie, Heidi Beckenbauer und Fiona Swarovski - sie alle haben Erfahrung mit der Schnittentbindung gemacht. Ist der "Promi-Kaiserschnitt" vielleicht deshalb ein offenbar sehr beliebter Geburtsmodus, weil er schmerzfrei ist? "Keineswegs. Es handelt sich dabei schlicht und einfach um eine flott klingende Erfindung der Medienlandschaft", sagen Caroline Oblasser, Ulrike Ebner und Gudrun Wesp, die für ihr Buch neben Müttern auch 156 GeburtshelferInnen (Hebammen, GynäkologInnen) zu diesem Thema befragt haben.

Notsectio

Rund 83 Prozent der Mütter meinten, der Kaiserschnitt werde verharmlost dargestellt. Am häufigsten wurde der Begriff mit "Schmerzen", gefolgt von "Narbe" und "Sorgen um das Kind" assoziiert. Mehr als die Hälfte gab an, ihr erster Kaiserschnitt sei eine Notsectio gewesen. Nur fünf Frauen (drei Prozent) haben sich diesen Eingriff gewünscht.

Dass es sich um eine Bauchoperation mit meist schmerzhaften Folgen und einer durchschnittlich 15 Zentimeter großen Narbe handelt, darüber machen 60 Betroffene in ihren mit Fotos unterlegten Schilderungen kein Hehl daraus. Jede dritte Frau litt nach dem Eingriff an gesundheitlichen Problemen. Lediglich für 16 Prozent war es "die ideale Form" der Geburt.

Berichtet wurde über tage- bis wochenlangen Schmerzen nach der Geburt, Probleme mit Blase und Darm, Verwachsungen, Hämatome, schwache Bauchmuskulatur - um nur einige Beschwerden zu nennen. Mehr als die Hälfte spürt die Kaiserschnitt-Narbe, jede fünfte berührt sie nur ungern und ist der Ansicht, die Narbe sei nicht problemlos verheilt. Die Partner der befragten Frauen haben damit hingegen kaum ein Problem.

Auswirkungen auf das Kind

Mehr als 80 Prozent der befragten ExpertInnen waren der Meinung, ein Kaiserschnitt habe negative Auswirkungen auf das Kind. Hebammen berichteten von Anpassungsstörungen, Problemen mit der Atmung, Verzögerung der ersten Kontaktnahme von Mutter und Kind, Stillschwierigkeiten und "Schreibabys".

96 Prozent der GeburtshelferInnen meinten, viele Kaiserschnitte würden heute ohne dringende medizinische Indikatoren durchgeführt.

Faktor Zeitmanagement

Die Motivation zum Kaiserschnitt begründen ÄrztInnen auch mit dem guten Zeitmanagement. Wenn die Frau am Freitag um 2.00 Uhr ins Spital kommt und ohne Kaiserschnitt entbindet, kann bis zur Geburt das ganze Wochenende vergehen. "Ethisch gesehen muss ich das als Arzt aber in Kauf nehmen", sagt der Vorstand der Salzburger Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Alfons Staudach.

Kein Risiko

Für ihn steht fest, dass der medizinische Druck und die Rechtsprechung die wesentlichen Gründe für die Zunahme von Kaiserschnitten sind. Die GynäkologInnen hätten Angst vor Klagen, falls während der Spontangeburt Komplikationen auftreten. "Sie wollen kein Risiko eingehen."

Effekte

Eine weit geringere Rolle spiele da, ob die Patientinnen privat versichert sind oder nicht. Tatsache sei, dass nach dem operativen Eingriff mehr Schmerzen entstünden als nach der normalen Geburt. "Diese ist ja vom biologischen her ein super getimtes, organisiertes Ereignis. Jede Frau, die eine Spontangeburt versucht und schafft, gewinnt an subjektivem Selbstwert, auch gegenüber ihrem Partner." (APA)