Washington - Fast jede vierte Frau und jeder neunte Mann hat in den USA bereits häusliche Gewalt erlebt, besagt eine Studie der staatlichen Behörde "Centers for Disease Control and Prevention" (CDC). Wie die Umfrage ergeben hat, besteht eine Verbindung mit Gewalt und anhaltenden gesundheitlichen Problemen. Die Ergebnisse sind vergangene Woche von der Behörde publiziert worden. Demnach sind 23,6 Prozent der befragten Frauen und 11,5 Prozent der befragten Männer eigenen Angaben zufolge zumindest einmal in ihrem Leben häuslicher Gewalt ausgesetzt gewesen. Diese Gewalt führt jährlich zu geschätzten 1.200 Todesopfern und zwei Millionen Verletzungen bei Frauen und knapp 600.000 Verletzungen bei Männern.

Studie

Die Umfrage wurde im Jahr 2005 im Rahmen einer jährlichen Telefonuntersuchung durchgeführt; befragt wurden Erwachsene (Alter ab 18 Jahren). Häusliche Gewalt ("intimate partner violence", IPV) wurde definiert als angedrohte, versuchte oder ausgeführte physische oder sexuelle Gewalt oder emotionale Misshandlung durch einen gegenwärtigen oder früheren intimen Partner oder Partnerin. Über 70.000 Befragte beantworteten die Fragen zu IPV freiwillig. Die Fragen dazu waren jedoch limitiert: Nicht erhoben wurden Härte, Häufigkeit und Kontext der erlebten bzw. angedrohten Gewalt.

Wer von Gewalt in ihrem bzw. seinem Leben berichtete, meldete auch mit höherer Wahrscheinlichkeit widrige Gesundheitszustände und gesundheitliches Risikoverhalten. "Die Studie bestätigt, dass es längerfristige gesundheitliche Auswirkungen hat, in einer gefährlichen und stressvollen Umgebung zu leben. Es ist, wie in einem Kriegsgebiet zu leben", sagte Rita Smith von der NGO "National Coalition Against Domestic Violence" der Nachrichtenagentur Reuters.

Vorkommen

Häusliche Gewalt zog sich bei den Befragten durch alle Altersgruppen, Ethnizitäten, Einkommensklassen und Ausbildungsgrade. Ureinwohnerinnen und Frauen aus ärmeren Haushalten meldeten Gewalt jedoch tendenziell öfter. "Die Mehrheit jener, die Gewalt melden - und die Bürde liegt überwiegend auf Frauen -, berichten von multiplen Formen. Sie erleben Drohungen und Versuche und Übergriffe und ungewollten Sex", so CDC-Epidemiologin Michele Black.

Der Behörde zufolge sind die Zahlen mit 1995 vergleichbar, als 24,8 Prozent der befragten Frauen und 7,6 Prozent der befragten Männer häusliche Gewalt gemeldet hatten.

Gesundheitsprobleme

Weitere Ergebnisse der CDC-Untersuchung: Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, zeigen mit höherer Wahrscheinlichkeit ein Risikoverhalten beim Sex (damit steigt auch das Risiko für HIV und sexuell übertragbare Krankheiten) und sind mit höherer Wahrscheinlichkeit starke Trinkerinnen. Sie melden vermehrt Einschränkungen durch physische, mentale oder emotionale Probleme und brauchen vermehrt einen Gehstock, Rollstuhl oder etwas ähnliches. Der CDC-Studie zufolge haben sie mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Schlaganfall, Herzerkrankungen, Arthritis und Asthma.

Handlungsanweisungen

Entgegen der allgemeinen Annahme wollen Patientinnen und Patienten, die von ihren PartnerInnen missbraucht werden, von ihren Ärztinnen und Ärzten dazu befragt werden, so Black: "Sie reagieren gut auf die Befragung. Es baut ein gutes Verhältnis zum Arzt auf. Menschen denken, sie sollten gefragt werden und schätzen es, wenn sie gefragt werden."

Die Behörde ruft MedizinerInnen dazu auf, bei Zeichen von Stress oder anderen Hinweisen nach häuslicher Gewalt zu fragen. Zudem wurden erst kürzlich Handlungsanweisungen für den Gesundheitsbereich veröffentlicht. Diese sollen Ärztinnen und Ärzte unterstützen, damit diese besser feststellen können, wer Opfer von Gewalt ist und zusätzliche Unterstützung braucht. Zur Prävention von Gewalt hat die Behörde im vergangenen Jahr die Multimedia-Initiative "Choose Respect" gestartet, welche 12- bis 14-Jährige ermutigt, positives Verhalten in Beziehungen zu erlernen. (red)