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Montage: Archiv

Wien - Sicher gehen heißt gerne gehen. Diese wichtige Erkenntnis für risikoarme Stadtmärsche sucht Christoph Westhauser den Stadt- und Gemeindeverantwortlichen im Rahmen des niederösterreichischen Landesverkehrskonzepts zu vermitteln.

"Was nützt der schönste ausgebaute Gehsteig, wenn sich an seinem Ende eine unübersichtliche Engstelle befindet und die Fußgänger dort auf die Straße ausweichen müssen?", fragt der Mitarbeiter der Landesabteilung für Gesamtverkehrsentwicklung. Und antwortet sich selber gleich: "Nicht viel."

Sehen und gesehen werden

Vielmehr, so der Verkehrsexperte, stehe das Prinzip "Sehen und gesehen werden" am Anfang jeder Fußgängerfrendlichkeit in bewohntem Gebiet. Dort wiederum vor allem an Straßenecken, gefährlichen Kreuzungen, Unter- und Überführungen, vor Schulen und Geschäften: "Wir raten allen Verantwortlichen, an exponierten Stellen Maßnahmen zu setzen - und nicht dort, wo es einfacher geht."

Ernst Pfleger, Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Unfallforschung, teilt diese Sicht der Dinge. Wichtig sei, "innerstädtische Unfallschwerpunkte" auszumachen und zu entschärfen. Sobald "mehr als drei gleichartige Unfälle an einer Stelle" zu verzeichnen seien, bestehe Handlungsbedarf.

Gefahr in Klagenfurt

"Recht viel", so Pfleger, sei in dieser Hinsicht in Österreich schon geschehen. Größere Probleme gebe es jedoch zum Beispiel noch in Klagenfurt: "Dort reichen die Hauptverkehrsstraßen - und mit ihr mehrere Unfallschwerpunkte - bis dicht an die Stadt heran."

Tatsächlich kommt Kärntens Landeshauptstadt auch im jüngsten Fußgängersicherheitsranking des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) nur unter "ferner liefen" vor. Bei den Großstädten liegt Salzburg an der Spitze, "mit einem Unfallrisiko, das um 24 Prozent unter dem österreichischen Durchschnitt liegt", wie VCÖ-Mitarbeiter Wolfgang Rauh betont.

Tempo 30

Im niederösterreichischen Baden - so der VCÖ - ist das Risiko gleich um 45 Prozent geringer als in anderen Gemeinden mit bis zu 30.000 Einwohnern. "In den vergangenen Jahren haben wir neue verkehrsberuhigte Zonen geschaffen, in denen Tempo 30 gilt", erklärt sich der stellvertretende Stadtpolizeikommandant der Kurstadt, Leopold Habres, den Erfolg. Der ohne den "historisch gewachsenen", bundesweit "größten Gemeindewachkörper" - sprich: viele Polizisten auf den Straßen - nicht hätte erzielt werden können.

Von der Notwendigkeit strikter Überwachung passantenfreundlicher Tempolimits ist auch Ernst Pfleger überzeugt. Und sie müssten "wirklich flächendeckend" eingeführt werden. Nicht wie "zum Beispiel in Graz, wo Tempo 30 überall, nur nicht auf den Hauptstraßen gilt". Mit dem Resultat, dass Fußgängerunfälle gerade dort stattfänden.

Im Grunde sei es notwendig, jede Planung, jede Maßnahme einem "Sicherheitsaudit" zu unterziehen, wie es derzeit EU-weit forciert werde. Solche systematischen Untersuchungen fänden, so Pflegerl, "in Österreich, außer in Wien und St. Pölten, noch zu selten statt". (Irene Brickner, DER STANDARD Printausgabe 7.2.2003)