Im Bild v.l.n.r.: Karl Philipp (Vorstand der Abt. für Gynäkologie, SMZ Ost Wien), Wilhelm Marhold (Krankenanstalten-Verbund Wien), Renate Großbichler-Ulrich (Präs. des Österreichischen Hebammengremiums), Ferdinand Sator (Facharzt für Kinderheilkunde), Brigitte Kofler-Bettschart (Moderation), Petra Kolip (Institut für Public Health und Pflegeforschung; Univ. Bremen), Jan Pazourek (WGKK) und Brigitte Kutalek-Mitschitczek (Leiterin des Wiener Hebammengremiums).
Foto: Robert Strasser/Xtratour Communication

Wien - In Österreich war die Sectio-Rate über Jahrzehnte hinweg mit rund zehn Prozent konstant, jetzt hat sie sich Rate innerhalb weniger Jahre nahezu verdoppelt.
Durchschnittlich jedes vierte Kind wird in Österreich heutzutage mit Kaiserschnitt entbunden, im Burgenland sogar jedes dritte. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass etwa 10 bis 15 Prozent der Geburten mit Komplikationen einhergehen, und empfiehlt daher eine Kaiserschnittrate in dieser Größenordnung.

"Wird das so weitergehen? Haben wir bald 50 Prozent Kaiserschnitte?" lauteten angesichts dieser Entwicklungen die Fragen, die Wiener Hebammen mit VertreterInnen der Ärzteschaft und der Sozialversicherung bei der Podiumsdiskussion "Ein Schnitt ins Leben - Kaiserschnitt warum?" am Mittwoch in Wien diskutiert haben.

Schlimmere Konsequenzen als angenommen

"Wir haben immer öfter mit Frauen zu tun, die sich nach dem Kaiserschnitt betrogen fühlen. Das Geburtserlebnis fehlt, und die Schmerzen sind nach der Operation oft viel schlimmer als erwartet", so die Präsidentin des Österreichischen Hebammengremiums, Renate Großbichler-Ulrich.

Leidenschaftlich für die natürliche Geburt plädierte der Kinderarzt der RundeFerdinand Sator: "Die Geburt ist im Evolutionsprogramm des Menschen tief verankert und hat enormen Einfluss auf die körperliche und seelische Gesundheit. Auch im Informationszeitalter muss es möglich sein, dass man nicht jede technische Errungenschaft für die große Wahrheit hält, sondern auch das über Jahrtausende gewachsene Wissen schätzt und mit den neuen Erkenntnissen kombiniert."

Aufnahme in Mutter-Kind-Pass

Die Hebammen nahmen die Diskussion auch zum Anlass, ihre Forderung nach Aufnahme in den Mutter-Kind-Pass zu wiederholen. Mindestens ein Termin bei der Hebamme in der 20. bis 24. Schwangerschaftswoche solle der Frau helfen, sich nicht wegen aller möglichen Risiken verunsichern zu lassen, heißt es von Seiten der Geburtshelferinnen. (red)