Wien - In Österreich war die Sectio-Rate über Jahrzehnte hinweg mit rund zehn Prozent konstant, jetzt hat sie sich Rate innerhalb weniger Jahre nahezu verdoppelt.
Durchschnittlich jedes vierte Kind wird in Österreich heutzutage
mit Kaiserschnitt entbunden, im Burgenland sogar jedes dritte. Die
Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass etwa 10 bis 15 Prozent
der Geburten mit Komplikationen einhergehen, und empfiehlt daher eine
Kaiserschnittrate in dieser Größenordnung.
"Wird das so weitergehen? Haben wir bald 50 Prozent Kaiserschnitte?" lauteten angesichts dieser Entwicklungen die Fragen, die Wiener Hebammen mit VertreterInnen der Ärzteschaft und der Sozialversicherung bei der Podiumsdiskussion "Ein Schnitt ins Leben - Kaiserschnitt warum?" am Mittwoch in Wien diskutiert haben.
Schlimmere Konsequenzen als angenommen
"Wir haben immer öfter mit
Frauen zu tun, die sich nach dem Kaiserschnitt betrogen fühlen. Das
Geburtserlebnis fehlt, und die Schmerzen sind nach der Operation oft
viel schlimmer als erwartet", so die Präsidentin des
Österreichischen Hebammengremiums, Renate Großbichler-Ulrich.
Leidenschaftlich für die natürliche Geburt plädierte der
Kinderarzt der RundeFerdinand Sator: "Die Geburt ist im
Evolutionsprogramm des Menschen tief verankert und hat enormen
Einfluss auf die körperliche und seelische Gesundheit. Auch im
Informationszeitalter muss es möglich sein, dass man nicht jede
technische Errungenschaft für die große Wahrheit hält, sondern auch
das über Jahrtausende gewachsene Wissen schätzt und mit den neuen
Erkenntnissen kombiniert."
Aufnahme in Mutter-Kind-Pass
Die Hebammen nahmen die Diskussion auch zum Anlass, ihre Forderung nach Aufnahme in den Mutter-Kind-Pass zu wiederholen.
Mindestens ein Termin bei der Hebamme in der 20. bis 24.
Schwangerschaftswoche solle der Frau helfen, sich nicht wegen aller
möglichen Risiken verunsichern zu lassen, heißt es von Seiten der Geburtshelferinnen. (red)