Einblick in das Leben der ArbeiterInnen der Blumenindustrie in Kenia.
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Wien - Die ÖsterreicherInnen geben im Jahr rund 45 Millionen Euro für Schnittblumen aus. Sie liegen damit im europäischen Spitzenfeld. Der Muttertag bringt dem Blumenhandel Spitzenumsätze: Acht Millionen Rosen werden hierzulande alleine an diesem Tag verschenkt. Davon kommen zwei Millionen allein aus Kenia.

Immer Blumen kaufen können

Blühte früher der Blumenhandel in Österreich vor allem in den Frühlings- und Sommermonaten, sind mittlerweile die meisten gewünschten Blumen dank durchgängiger Importe das ganze Jahr über erhältlich. Fast zwei Drittel aller Blumen, die in Österreich verkauft werden, sind importiert, ein großer Teil davon aus so genannten Entwicklungsländern wie Kolumbien, Ecuador oder Kenia. Aus Afrika landeten im Jahr 2006 insgesamt über 3,5 Milliarden Rosen in den Blumengeschäften der EU-Staaten. Weitere knapp 260 Millionen Rosen kamen aus Lateinamerika in die EU.

Die andere Seite

Für viele der rund 200 000 BlumenarbeiterInnen in Afrika und Lateinamerika - zwei Drittel von ihnen Frauen - bedeutet eine Beschäftigung in der Blumenindustrie oft die einzige Chance auf ein geregeltes Einkommen. Allzu häufig sind damit aber miserable Arbeits- und Lebensbedingungen verbunden. Manche der eingesetzten Insektizide, Fungizide, Herbizide oder Bodenschutzmittel sind in der EU oder den USA auf Grund ihrer hohen Giftigkeit verboten. Schutzmaßnahmen bei der Anwendung der Pestizide werden häufig nur unzureichend oder gar nicht eingehalten. Die Folgen sind gesundheitliche Schäden - von Kopfschmerzen und Atembeschwerden bis hin zu Nervenleiden, Fehlgeburten, embryonalen Missbildungen, Organschädigungen und Krebs.

Fehlende Rechte

Den ArbeiterInnen fehlt es nicht nur an Schutz, was ihre Gesundheit und Sicherheit betrifft, auch die sonstigen Arbeitsbedingungen sind oft katastrophal. Viele der BlumenarbeiterInnen verfügen über keine geregelten Anstellungen oder schriftliche Arbeitsverträge. Sie kennen ihre Rechte nicht ausreichend, um sie effektiv einzufordern. Auf vielen Farmen werden ArbeiterInnen, die erkranken oder versuchen sich gewerkschaftlich zu organisieren, einfach unter dem nächstbesten Vorwand entlassen.

Viele schuften bis zu 14 Stunden am Tag für Niedrigstlöhne. Überstunden werden oft nicht bezahlt. "Gerade Frauen sind aufgrund ihres Geschlechts auch noch zusätzlichen Verletzungen ihrer Rechte ausgesetzt", meint Christina Schröder, Pressesprecherin der entwicklungspolitischen Organisation Südwind: "Sexuelle Belästigung durch Vorgesetzte gehört ebenso zum Alltag vieler Blumenarbeiterinnen wie fehlender Mutterschutz oder Kündigung im Falle einer Schwangerschaft."

Flower Label Program und Fairtrade bevorzugen

Sie appellierte im Virfeld des anstehenden Muttertages, diesen Missständen mit einer bewussten Kaufentscheidung entgegenzuwirken. Es gibt mittlerweile eine Reihe von Siegeln, auf die man beim Blumenkauf achten kann. Einen umfassenden Schutz der Rechte von BlumenarbeiterInnen, wie existenzsichernde Löhne, das Recht sich zu organisieren oder das Verbot von Kinderarbeit garantieren momentan allerdings nur die Gütesiegel Flower Label Program (FLP) und Fairtrade.

Unterstützung

Auch in jenen Geschäften, in denen noch keine dieser zertifizierten Blumen erhältlich sind, lohnt es sich laut Schröder nachzufragen und Druck zu machen. Südwind verteilt überdies derzeit Postkarten, mit denen man faire Blumen bei Holland Blumenmark, dem zweitgrößten Blumenhändler Europas, einfordern kann. "Je mehr Menschen neben Qualität und Preis auch faire Arbeitsbedingungen in ihre Kaufentscheidung einfließen lassen, desto eher werden wir durch Blumen ungetrübte Freude schenken können", so Christina Schröder abschließend. (red)