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Doris Bures rechnet mit einer Zunahme von häuslicher Gewalt
Foto: AP/ Ronald Zak

Oberwart - Dorid Bures (S) rechnet mit einer vorübergehenden Zunahme der Fälle von häuslicher Gewalt während der EURO 2008. Internationale Studien würden zeigen, dass während der Zeit von sportlichen Großereignissen Gewalt in der Familie bis zu 30 Prozent steigt, sagte Bures beim Besuch des Gewaltschutzzentrums in Oberwart im Burgenland.

Dies habe "mit sportlichen Frustrationserlebnissen" sowie mit erhöhtem Alkoholkonsum zu tun. Sie habe mit Innenminister Günther Platter (V) vereinbart, dass neben der Sicherheit auf den Straßen und in den Stadien die Exekutive auch einschreite, wenn es zu Gewalt in der Familie komme. Im Zuge der Umbenennung der bisherigen "Interventionsstellen gegen Gewalt in der Familie" in "Gewaltschutzzentren" besuchte Bures am Freitag, die Einrichtung in Oberwart. Österreichweit haben im Vorjahr 12.691 Frauen bei Gewaltschutzzentren Hilfe gesucht, um 1.543 mehr als 2006, so die Ministerin.

Kein Kavaliersdelikt

Im Burgenland sind die Fallzahlen von 204 im Jahr 2000 auf 451 im Vorjahr gestiegen. Daraus dürfe aber nicht den Schluss ziehen, dass es einen so massiven Anstieg von Gewalt innerhalb der Familie gebe, sondern dass die Information über Hilfseinrichtungen zugenommen habe. Auch die Gesellschaft sei sensibler geworden, es finde schon breitere Anerkennung, dass Gewalt gegen Frauen "kein Kavaliersdelikt" sei, sondern eine der schwersten Menschenrechtsverletzungen darstelle, sagte Bures.

Verlängertes Betretungsverbote

Aufgrund der Erfahrungen der MitarbeiterInnen von Gewaltschutzzentren, dass das Betretungsverbot des Täters von maximal drei Monaten zu kurz sei, werde man diese Frist auf sechs Monate verdoppeln. Die entsprechenden Gesetzesänderungen könnten noch vor dem Sommer vom Nationalrat beschlossen werden und Anfang 2009 in Kraft treten. Ferner soll "beharrliche Gewaltausübung" als zusätzlicher Tatbestand eingeführt werden. Alle Erfahrungen würden zeigen, "dass Frauen, bevor sie sich an Hilfseinrichtungen wenden, oft ein jahrelanges Martyrium hinter sich haben." Im Strafrecht sei dies nicht berücksichtigt.

Im Burgenland besteht das nunmehrige Gewaltschutzzentrum bereits seit über hundert Monaten. "Unsere Klientinnen haben sich in der Zeit von 2000 bis 2007 verdoppelt. Die Tendenz ist nach wie vor steigend", so die Leiterin der Einrichtung, Annemarie Reiss. Insgesamt habe man 2.764 Fälle familiärer Gewalt bearbeitet, seit 2006 gab es auch 68 Fälle von Stalking. Im Zuge der bundesweiten Anhebung der Mittel wurde auch das Budget für die burgenländische Einrichtung 2007 um 25,6 Prozent und 2008 um 23,4 Prozent erhöht. Die Gewaltschutzeinrichtungen werden nach dem Einschreiten der Exekutive eingeschaltet. Am Land würden aber immer noch viele Frauen den Weg zur Polizei scheuen, so Reiss. Es sei ein Anliegen, auch möglichst viele diese Opfer zu erreichen. Deshalb sei man gerade dabei, ärztliches Personal anzusprechen. Viele Opfer würden medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, es gelinge aber nur selten, dabei auch den Kontakt zu Hilfseinrichtungen herzustellen. (APA)