Die Bewohner des Wiener Cottageviertels, das sich über Teile von Währing und Döbling erstreckt, fürchten um die Wohnqualität der Villengegend. Den Grund dafür sehen viele in der steigenden Verdichtung der Wohngegend, durch die der Verkehr immer stärker zunehme. Der Wiener Cottageverein, der sich um den Erhalt des noblen Villenviertels bemüht, veranstaltete zu diesem Thema am Montagabend eine Diskussionsveranstaltung im Döblinger Amtshaus.

Erhalt der "villenartigen Verbauung"

Dabei setzten sich unter anderem der Döblinger Bezirksvorsteher Adolf Tiller (V), der leitende Planungsbeamte Klaus Vatter (MA 21 A) und der Immobilienhändler Ariel Muzicant mit dem Erhalt des speziellen Charakters dieser Wohngegend auseinander. Muzicant, der selbst jahrelang im "Cottage" gewohnt hat, plädierte für den Erhalt der "villenartigen Verbauung" des Viertels: "Viele Neubauten haben mit dem Cottage-Ensemble nicht zusammengepasst."

Auch "entkernte" Sanierungshäuser, in denen zusätzliche Stockwerke eingezogen werden, müssten verhindert werden, so Muzicant: "Es ist möglich, aus einer Villa mit 200 Quadratmetern Wohnfläche ein Haus mit 700 Quadratmetern zu machen". Da damit die Zahl der Bewohner steige, müsse man dieser Entwicklung Einhalt gebieten. Als Gegenmaßnahme regte er eine Beschränkung der Wohnfläche oder die Einführung einer Mindestraumhöhe an.

"Kein weiteres Bauland vorgesehen"

Eine solche Regelung sei gesetzlich nicht möglich, wandte MA 21 A-Leiter Vatter ein: "Alles was einer Wohnung entspricht, ist ab 30 Quadratmetern im baurechtlichen Sinn eine Wohnung." Darüber hinaus gebe es keinerlei Handhabe, eine bestimmte Wohnform vorzuschreiben, stellte er klar.

Befürchtungen der Bewohner, dass mit der anstehenden gesetzlich vorgeschriebenen Neuwidmung des Viertels bis zum Jahr 2006 Grünflächen verloren gehen könnten, zerstreute Vatter: "Es ist kein weiteres Bauland vorgesehen."

Mit der steigenden Anzahl der Bewohner werde es jedenfalls immer schwieriger, im Cottageviertel einen Parkplatz zu finden, so der Tenor. Dazu komme, dass die alten Villen meist über keine Garagenplätze verfügen, so Bezirksvorsteher Tiller. Er regte an, Garagen neben den Wohnhäusern zu errichten. Die Situation werde sich in den nächsten Jahren zusätzlich verschärfen, schließlich werde die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung früher oder später auch die Gürtel-nahen Teile Döblings betreffen.

Probleme mit Parkhäusern

Viele Autos aus den "Pickerlgebieten" würden dann im Cottageviertel abgestellt werden, glaubt Tiller: "Das verschiebt sich dann immer weiter nach draußen." Von Seiten des Bezirks versuche man das Problem mit Parkhäusern - etwa beim Karl-Marx-Hof in Heiligenstadt - zu beheben.

Ein großes Ärgernis für die Anrainer sei auch der Durchzugsverkehr an manchen Straßen, kritisierte Muzicant. Besonders stark sei etwa die Cottagestraße betroffen: "Da fahren in der Früh die LKW mit den Milchkannen durch." Trotz wiederholter Interventionen bei der Bezirksvorstehung sei das Problem noch immer nicht gelöst.

"Cottage-Servitut"

Das Konzept des Cottageviertels wurde vor 130 Jahren vom Bauherren Heinrich Ferstel entworfen. Mit leistbaren Häusern am Stadtrand wollte er der zunehmenden Wohnungsnot im Stadtgebiet entgegenwirken. Eine Besonderheit des Viertels ist das so genannte "Cottage-Servitut": Darin wurden fixe Richtlinien für die Bebauung des Gebietes festgeschrieben. Die Bewohner verpflichteten sich etwa zur Errichtung von Vorgärten oder der Einhaltung einer niedrigen Bauhöhe von höchstens zwei Stockwerken, um den Ausblick der Nachbarn nicht einzuschränken. (APA)