Held der kanadischen Pro-Choice-Bewegung: Henry Morgentaler

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In Kanada wurde der prominente Pro-Choice-Aktivist Henry Morgentaler mit dem "Orden von Kanada" ausgezeichnet. Der Arzt polnischer Herkunft hatte sich in den 1970ern und 1980ern mit großem persönlichen Einsatz für die völlige Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in Kanada eingesetzt. Der "Orden von Kanada" ist die höchste zivile Auszeichnung im kanadischen Staat und wird an Personen verliehen, die sich für ein "besseres Land" einsetzen (das Motto lautet: "Desiderantes meliorem patriam").

Erfolg für Pro-Choice-Bewegung

Die Auszeichnung wird von AktivistInnen und FeministInnen als Erfolg für die weltweite Pro-Choice-Bewegung betrachtet, weil damit erstmals das Bekenntnis einer Regierung für einen einfachen und sicheren Zugang zu Abtreibung als fundamentales Menschenrecht zum Ausdruck kommt.

Morgentaler, der als Holocaust-Überlebender nach Kanada emigriert war, eröffnete 1969 die erste Abtreibungsklinik in Montreal. Abtreibung war zum damaligen Zeitpunkt ausschließlich in Kliniken erlaubt, und nur dann, wenn ein Komitee aus drei ÄrztInnen dem Eingriff zustimmte. In einer spektakulären Aktion gab Morgentaler 1973 öffentlich bekannt, dass er 5.000 sichere Abtreibungen außerhalb von Kliniken durchgeführt hatte. Morgentaler wanderte ins Gefängnis, und das, obwohl sich die Geschworenen weigerten, ihn zu verurteilen. Das Gericht erklärte einfach deren Urteil als Irrtum und schickte Morgentaler für 18 Monate ins Gefängnis.

Gemeinsam mit der breiten kanadischen Pro-Choice-Bewegung erreichte er 1988 die Enthebung des kanadischen Abtreibungsgesetzes, indem der oberste Gerichtshof es für verfassungswidrig erklärte. Bis heute ist der Schwangerschaftsabbruch in Kanada nicht gesetzlich geregelt. (red)