Weil die Bevölkerung eine gar so schlechte Meinung von der EU habe, sei "Feuer am Dach". Die Politik müsse dringend "sachlich fundierte Informationen" geben. Sagt der Vertreter der EU-Kommission in Wien. Richtig daran ist, dass es hoch an der Zeit wäre, dass Politiker, die sich für die Zukunft der Bürger verantwortlich fühlen und nicht nur auf populistische Kampagnen schielen, viel mehr, viel direkter, viel lauter sagen, was die Österreicher an Europa haben - im Positiven wie im Negativen.

Denn gefährlicher als Nichtwissen ist das Halbwissen über die EU, so brachte profil-Ex-Herausgeber Peter Michael Lingens dieser Tage auf den Punkt, was derzeit im Land läuft. Mit Halbwahrheiten im Agitprop-Stil führt die Kronen Zeitung ihre Anti-EU-Kampagne (getarnt als Pro-Volksabstimmung-Kampagne) und trägt so gehörig zur Negativstimmung bei. Aber so schlimm das sein mag, es kann keine Rede davon sein, dass dadurch "Feuer am Dach" der Republik wäre.

Nur keine Panik. Die Mehrheit ist kritisch, aber raus aus der EU will nur eine kleine Minderheit. Weil die Krone-Suada inzwischen fast wahnhafte Penetranz erreicht hat, leidet deren Glaubwürdigkeit: Da kann ja was nicht stimmen, sagen sich wohl auch schon viele Leser des Massenblattes, wenn so viel Hass im Spiel ist. Das wird langsam für die SPÖ zum Stimmenproblem. Sie geht fast unter bei so vielen EU-Hassern in Faymanns Leibblatt - FPÖ, Hans-Peter Martin, "Rettet Österreich"-Nowak, BZÖ, vielleicht noch Dinkhauser, die Linken. Die beherrschen das Neinsagen viel besser. Die große Mehrheit aber will endlich vernünftige Politik. (Thomas Mayer/DER STANDARD, Printausgabe, 15.7.2008)