Richard Erdoes @ LameDeer.org

Foto: Lamedog

Wien -  Richard Erdoes ist am Mittwoch in seinem Haus in Santa Fe, New Mexico/USA, im Alter von 96 Jahren verstorben, gab seine Familie gegenüber der Austria Presse Agentur bekannt. Der gebürtige Deutsche flüchtete vor den Nationalsozialisten in die USA und arbeitete bis in die 1960er Jahre als Grafiker, Illustrator und Fotograf, ehe er vorwiegend als Schriftsteller tätig war  und als  Bürgerrechtsaktivist weithin  bekannt wurde. 1999 wurde er mit dem österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Forschung 1. Klasse ausgezeichnet.

Richard Erdoes wurde am 12. Juli 1912 in Frankfurt geboren. Seine Mutter stammte aus Wien, nach dem frühen Tod seines Vaters, eines aus Budapest stammenden Opernsängers, wuchs er bei Verwandten in Budapest, Berlin und Wien auf. Ab 1931 studierte er bei Käthe Kollwitz an der Akademie der Künste in Berlin, 1933 flüchtete Erdoes als politischer Aktivist vor den Nationalsozialisten nach Wien und wurde Student an der Kunstgewerbeschule, emigrierte 1938 schließlich über Paris und London in die USA, wo er 1946 die Staatsbürgerschaft erhielt.

Seeker of Visions

Erdoes arbeitete unter anderem für "TIME", "LIFE", "National Geographic" und "Vogue". Er unterstützte die indianische Bürgerrechtsbewegung, sein 1972 erschienenes Buch "Lame Deer - Seeker of Visions", das er gemeinsam mit dem Lakota Medizinmann John Fire Lame Deer schreibt, wurde ein Bestseller. "Lakota Woman", gemeinsam mit Mary Crow Dog verfasst, erhielt 1990 den "American Book Award" und wurde 1993 verfilmt.

Sein umfangreiches Film- und Fotoarchiv, das hauptsächlich den Alltag, die Rituale und den politischen Widerstand der nordamerikanischen Indianer dokumentiert, wird heute nach Angaben seines Cousins Georg Schrom von der Yale-Universität verwaltet. Schrom erhielt 2001 für "Steinweißer Mann", einen Porträtfilm über Richard Erdoes, einen Anerkennungspreis beim österreichischen Filmfestival Diagonale. (APA)