Nur wenig hat gefehlt, und Franz Voves, der stets polternde steirische Landeshauptmann, wäre schon wieder ganz schön machtlos erschienen. Seine Regierungsumbildung wäre ohne die Stimmen der KPÖ gescheitert. Kein Zeichen von Souveränität. Die Serie von politisch-taktischen Eigentoren des ehemaligen Eishockey-Spielers lässt sich sehen: SPÖ-Stiftung, Vermögenssteuer, Estag. Voves, meinen viele, überschätze in der in den Bezirken immer noch tiefschwarzen Steiermark regelmäßig seine Möglichkeiten, trete mit Krainer'schem Selbstvertrauen auf, ohne eine entsprechende Machtbasis zu haben. Für das wiederholte Vorstürmen ohne Absicherung nach hinten verleihen wir dem verhinderten Kernöl-Kreisky den Hirni der Woche. (25.9.2009)

Foto: Matthias Cremer

Dass Österreich in vielen Dingen langsamer agiert, als der Rest der Welt ist nicht neu. So werden Deserteure der NS-Zeit hierzulande immer noch als "Kriegsverräter" betrachtet. Richard Wadani, 1944 selbst desertiert, führt nun durch die Wanderausstellung "Was damals Recht war", die das Schicksal von Opfern der NS-Justiz beleuchtet. Dafür, dass der 87-Jährige nicht locker lässt und unermüdlich für späte Gerechtigkeit für sich und seinesgleichen eintritt, verleiht die Redaktion das Hirn der Woche. (18.9.2009)

Foto: rwh/derStandard.at

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Die Lehrergewerkschaft ist eine Interessensvertretung. Das ist schön und gut, auch wenn sie dadurch bisweilen keinen guten Stand bei der Bevölkerung hat. Was aber der Glaubwürdigkeit der Gewerkschaft den Boden unter den Füßen wegzieht, sind Aussendungen, in denen Vergleiche bar jeder Realität gezogen werden. Da bezeichnet die BMHS-Gewerkschaft das Unterrichtsministerium ernsthaft als  "Propagandaministerium".  Der Ministerin wird vorgeworfen mit "Inseratenkampagnen" Selbstdarstellung zu betreiben. Im selben Atemzug ist man dann allerdings bemüht, das eigene angekratzte Bild in der Öffentlichkeit wieder zu verbessern. Und zwar - ja, richtig gerraten - mit einer Imagekampagne, die ab Montag startet. Mit solch widersprüchlichen Aktionen disqualifiziert sich die Lehrergewerkschaft ausgerechnet zu Schulbeginn und vor den Personalvertretungswahlen selbst und bekommt dafür den Hirni der Woche. (11.9.2009)

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VP-Justizsprecher Heribert Donnerbauer hatte im besten Fall nicht nachgedacht, als er der APA ein Interview zum Thema Deserteure gab. Im schlechtesten Fall hatte er nachgedacht und ist wirklich der Meinung, Urteile aus der NS-Zeit gehörten nicht pauschal aufgehoben. Donnerbauer legte noch eins drauf: "Man soll sich das ansehen, aber Desertion ist ein Delikt, das es nach wie vor gibt", gibt Donnerbauer zu bedenken. Diese Frage könne man "nicht in Bausch und Bogen beantworten". Herr Donnerbauer: Bitte gehen Sie mal in sich. Die Signale, die sie aussenden, stehen irgendwo zwischen Ignoranz und Verharmlosung. Dafür gibt es von uns den Hirni der Woche. (4.9.2009)

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Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) hat die Beteiligung des Bundesheeres am Ulrichsberg-Treffen in Kärnten abgesagt. Es hatte Gerüchte gegeben, dass der Geschäftsführende Obmann der Ulrichsberggemeinschaft, Wolf Dieter Ressenig, NS-Devotionalien im Internet angeboten haben soll. Darabos sagte, er habe immer schon ein "flaues Gefühl im Magen" gehabt. Wir verleihen ihm das Hirn der Woche und hoffen, sollte sich die Ulrichsberggemeinschaft wieder versöhnen, dass das Bundesheer auch an künftigen "Heimkehrertreffen" nicht teilnimmt. (28.8.2009)

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Justizministerin Claudia Bandion-Ortner hat ihren Urlaub abbrechen müssen. Die Affäre rund um die aufgetauchten Justizakten haben sie zu dieser Unterbrechung gezwungen. Und nicht nur das. „Ich bin draufgekommen, dass man als Ministerin so etwas wie Freiwild ist und vielen ungerechtfertigten Angriffen ausgesetzt," mokierte sich die Politik-Quereinsteigerin diese Woche in einem Interview. Dafür verleihen wir ihr den Hirni der Woche. Denn wer das nicht aushält, der hätte nicht Ministerin werden sollen. (21.8.2009)

Foto: AP/Bruna

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Egal, wer hier Weisung gegeben hat: das Justizministerium, Wirtschaftsbosse, Politiker oder im konkreten Fall des  "Ortstafelverschiebens" Gerhard Dörfler selbst. Österreichs Staatsanwälte sind wohl Höherem verpflichtet als den politisch Oberen oder der eigenen Karriere.

Und das Justizministerium beklagt nur, dass Geheimnisse des Ressorts verraten wurden. Der Gegenstand der Akten macht der Politik weit weniger Sorgen, vielmehr ruft sie zur Jagd auf den Überbringer der schlechten Botschaft. Das Argument der Staatsanwaltschaft Klagenfurt bleibt freilich unübertroffen: Dörfler habe die strafrechtliche Tragweite seiner Handlungen nicht einschätzen können. Dafür verleiht die Redaktion der Staatsanwaltschaft Klagenfurt den Hirni der Woche. (14.8.2009)

Foto: APA
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Selten aber doch tauchen sie auf: die Querdenker innerhalb der Volkspartei, die sagen, was sie denken und Reformen begrüßen, als mit aller Kraft Altbewährtes zu bewahren. So geschehen bei der frisch gewählten Generalsekretärin des ÖAAB. Beatrix Karl feuerte diese Woche gleich zweimal gegen die Parteilinie. Erstens fordert sie die Auszahlung der Mindestsicherung 14 Mal pro Jahr statt 12 Mal. Zweitens will sie mehr Ganztagsschulen und Zeit, um die Meinung zur Gesamtschule zu überdenken.

Auch wenn ihre Vorstöße im Sand verlaufen - für das bisschen Bewegung in einer politisch derart starren Partei verleiht die Redaktion das Hirn der Woche. (4.8.2009)

Foto: ÖVP Wien

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Man sollte meinen, Maria Fekter sei in ihrem Ressort als Innenministerin voll ausgelastet. Doch dem ist nicht so, wie sie jetzt durch eine Wortmeldung bemerken lässt. In einem Interview mit einem Boulevardblatt sah sich Fekter dazu genötigt, ihrer Amtskollegin Justizministerin Claudia Bandion-Ortner einen Ratschlag zu geben: Staatsanwälte sollen in Zukunft vor den Abgeordneten Rede und Antwort stehen - eine demokratiepolitisch bedenkliche weil politisch zweifelhafte Einflussnahme auf den Justizbereich.

Für diesen Versuch die gültige Gewaltentrennung Österreichs zu schwächen - übrigens mit Unterstützung des SPÖ-Klubchefs Josef Cap - wird von der Redaktion der dieswöchige Hirni verliehen. (31.7.2009)

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Anton Gaal, ehemaliger Wehrsprecher der SPÖ, sagt, er ist unschuldig. Zwar gibt er zu, Kontakt zum Kasachen Ildar A. gehabt zu haben. Aber dass er deshalb etwas mit dem kasachischen Geheimdienst zu tun haben soll, kann er sich nicht vorstellen. Ildar A. wird jedenfalls verdächtigt an der versuchten Entführung des ehemaligen Botschafters Rakhat Alijew beteiligt gewesen zu sein.  Wir verleihen Gaal den Hirni der Woche, weil er als ehemaliger Nationalratsabgeordneter wissen hätte müssen, zu wem er Kontakte pflegt. Denn so schaut das alles sehr verdächtig aus. Und dass er bei einem Treffen mit zwei Verdächtigen "nur mit den Kellnern geplaudert hat", wie er in der ZIB 2 sagte, glauben wir ihm auch nicht. (24.7.2009)

Foto: APA

Die Regierung ist in die Sommerpause gegangen ohne konkrete Pläne für die angeblich mit Ende des Jahres kommende Einigung in Sachen Homo-Ehe zu präsentieren. Ein paar Monate sind ja noch Zeit. Dass vor allem einige ÖVPler offensichtlich noch immer nicht bereit für den Schritt der Gleichstellung sind, beweist das folgende Zitat von Nikolaus Prinz, Nationalratsabgeordneter und Bürgermeisters der oberösterreichischen Gemeinde St. Nikola, der zur Home-Ehe schlicht meint: "Die Natur hat's nicht so eingerichtet." Seine Begeisterung für die Gleichstellung "hält sich sehr in Grenzen", wie er sagt. Unsere Begeisterung für den Bürgermeister allerdings auch: Wir verleihen den Hirni der Woche. (17.7.2009)

Foto: Standard/Hendrich

Die JVP Wien hat eine Kampagne für einen 24-Stunden-Betrieb der Wiener U-Bahn präsentiert. An sich eine gute Sache. Doch bei der Umsetzung der Kampagne haben die jungen Schwarzen samt Obmann Sebastian Kurz ordentlich daneben gegriffen. Auf den Plakaten ist ein junger Mann bzw. eine junge Frau zu sehen, die jeweils das Schild "24 h Verkehr am Wochenende" vor der Brust halten. Die Frau ist hinter dem Schild entblößt, der junge Mann trägt ein Muskelshirt. "Sexistisch", finden Grüne und SPÖ. Da schließen wir uns an und verleihen der JVP Wien den Hirni der Woche. (10.7.2009)

Foto: JVP/derStandard.at

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Neben dem Kassenpaket herrscht in der Regierung zur Zeit auch Uneigkeit beim Kindergeld. Nämlich in der Frage, wie mit den Bezügen für AlleinerzieherInnen umgegangen werden soll. Frauenministerin Heinisch-Hosek (SPÖ) fordert, dass für AlleinerzieherInnen dieselbe Bezugsdauer gelten soll wie für Paare. Ihre Verhandlungspartnerin Christine Marek (ÖVP) allerdings befürchtet dadurch "Diskriminierung für Paare". Heinisch-Hosek erhält das Hirn der Woche, weil sie sich für die AlleinerzieherInnen einsetzt. (3.7.2009)

AP Photo/Lilli Strauss

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Peter Pilz schießt manchmal über das Ziel hinaus. Und er ist manchmal ein wenig zu sehr von sich und seiner Rolle als "Aufdecker" überzeugt. Aber oft schafft der Sicherheitssprecher der Grünen Öffentlichkeit für Themen, die Mitglieder der anderen Parteien lieber vergessen würden. Er ist vorne dabei, wenn es um das Einsetzen von Untersuchungsausschüssen oder parlamentarischen Anfragen geht (so wie aktuell zu dem Verdacht auf Untreue bei Alfons Mensdorff-Pouilly), er recherchiert auf eigene Faust, wenn er irgendwo Ungereimtheiten vermutet und er veranstaltet Lesungen, in denen aus Ernst Strasser-Mails zitiert wird. Für soviel Eigeninitiative und gelebten Parlamentarismus gibt es ein Hirn. Weil Pilz damit in Österreich ziemlich alleine dasteht. (red, derStandard.at, 26.6.2009)

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Jemand hat nur so viel Macht, wie andere ihm zugestehen. Dass Hans Dichand sich nach seiner Vorliebe für Kanzler Werner Faymann von eben diesem abwendet und sich den Prölls (Josef und Erwin) zu, ist sein gutes Recht. Und dass ein Herausgeber unverblümt sagt, wen er gerne als Kanzler und Präsidenten hätte, ist nichts Verwerfliches. Ein Problem wird es, wenn Dichand mittels seiner vierzig Prozent Reichweiten Zeitung tatsächlich über die Macht verfügt, bei der Bestellung von Politikern mitzureden. Und bedenklich ist es, wenn Politiker diese Macht nicht eindeutig einschränken, indem sie einen alten Mann gegen die Wand laufen lassen, sondern sich genötigt sehen auf dieses Spielchen einzusteigen. So verschickte jeder der involvierten Politiker innerhalb weniger Stunden mindestens eine Aussendung, um Dichands Phantasien freudig zu kommentieren. Deswegen können sich in dieser Woche Dichand, Faymann und die Prölls den Hirni teilen. Weil das Politik-Medien-Gemisch des Landes viel zu innig ist. (red, derStandard, 19.6.2009)

 

 

Foto: APA/FISCHER

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"Mehr Solidarität" und "hohe Geschlossenheit" forderte Bundeskanzler und SP-Chef Werner Faymann am Tag nach der EU-Wahl flugs von seinen Parteimitgliedern. Das Zeigen eben solcher hätte ihm am Wahlabend nicht gerade geschadet - da nämlich ließ er den SP-Spitzenkandidaten Hannes Swoboda etwas ausbaden, was dieser wohl am wenigsten verursacht hat: die historische Wahlschlappe der Sozialdemokraten.

Der Kanzler war den ganzen Abend nicht zu sehen und versteckte sich hinter einer einfallslosen Aussendung. Für soviel Feigheit und so wenig Rückendeckung verleihen wir den Hirni der Woche. (12.6.2009)

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Der EU-Wahlkampf neigt sich dem Ende zu - er war ein einziges Trauerspiel. Was wird uns in Erinnerung bleiben? Glübirnen verteilende, das Kreuz in die Höhe haltende, sich als Volksanwalt bezeichnende, in der ORF-Elefantenrunde sich gegenseitig maßregelnde Politiker - allesamt ohne jegliches Talent, Menschen für positive EU-Themen begeistern zu können. Wir verleihen allen wahlwerbenden Parteien, die an Elefantenrunde teilgenommen haben, den Hirni der Woche, weil so Politik keinen Spaß mehr macht. (5.6.2009)

APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH

Die ÖH-Wahl ist vorbei, aber nach fast 24 Stunden gibt es noch immer kein Endergebnis. Schuld daran dürfte das E-Voting sein, das zum ersten Mal zum Einsatz kam. Probleme gab es etwa an der Universität Graz, wo man bisher vergeblich versucht hat, die Ergebnisse von elektronischer Wahl und Papier-Wahl zusammenzuführen. Doch nicht nur der Umstand der Zeitverzögerung lässt eine negative Bilanz ziehen: Denn das Projekt, für das viel Geld ausgegeben worden war (laut Minister Hahn "im Kernbereich" mehr als 300.000 Euro), und mit dem man die Wahlbeteiligung steigern wollte, ist auch hierbei gescheitert. Die Wahlbeteiligung war mit nur 25 Prozent so niedrig wie nie zuvor. Das E-Voting nutzten überhaupt nur 2.200 der 230.000 Wahlberechtigten. Dafür gibt es den Hirni der Woche. (29.5.2009)

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"Gegenseitige Provokationen" ortete Innenministerin Maria Fekter in Oberösterreich, ansteigenden Extremismus gelte es zu bekämpfen. Doch dabei war die Sachlage in Ebensee eindeutig. Jugendliche skandierten neonazistische Parolen an einem Ort der Verbrechen des Nationalsozialismus, störten eine Gedenkveranstaltung und schossen zudem mit Softguns auf deren Besucher. Völlig unabhängig von den Ausschreitungen am 1. Mai in Linz. Eine unverfängliche Entschuldigung und Klarstellung wäre das Mindeste, was angesichts der Ereignisse angebracht gewesen wäre. Direkt, unmittelbar und unmissverständlich hätte Fekter sich äußern können und müssen. Eine Entschuldigung kam - unmissverständlich - erst nach Kritik der Grünen, mehr als eine Woche nach den Vorfällen. Unbelehrbar bleibt Fekter bei ihrer Analyse: "Wir orten, dass sich sowohl Linke als auch Rechte verstärkt in Szene setzen", so Fekter am Freitag in Linz. Von der Redaktion gibt es dafür den Hirni der Woche. (23.5.2009)

Foto: APA/Schlager

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"Mach kaputt, was dich kaputt macht", nach diesem Motto scheint Johannes Voggenhuber, einstiger EU-Spitzekandidat der Grünen, vorzugehen. Dass er nicht einmal als Solidaritätskandidat für die EU-Wahl antreten kann, hat ihn sehr gekränkt. Und daran, ob seine Partei politisch klug gehandelt hat, muss gezweifelt werden. Jetzt sagt er den Grünen nur mehr ein statt drei Mandate im EU-Parlament voraus und das "berührt ihn bitter". Auch eine Wahlempfehlung für die Grünen gibt er nicht ab. Für dieses für alle Beteiligten würdelose Schauspiel gibt es den Hirni der Woche.

Foto: apa/gindl

In Linz kam es am ersten Mai zum Einschreiten der Polizei während einer Kundgebung linker AktivistInnen gegen die NVP. Wie auf mehreren Youtube-Videos zu sehen ist, schritt die Polizei ein, ohne dass es davor gewalttätige Aktionen seitens der Demonstranten gab. Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer stellt sich nun aber hinter die Polizei. Sie habe "korrekt gehandelt", sagt er. Wir finden, bevor Pühringer vorschnell urteilt, sollte sich eine unabhängige Untersuchungskommission der Sache annehmen und die Vorfälle untersuchen. Für Pühringer gibt es einstweilen den Hirni der Woche.

Foto: Standard/Cremer

Ein Kruzifix für jedes Klassenzimmer, aber Kopftücher sollen muslimische Schülerinnen nicht tragen dürfen? Das ist die Logik, wenn es nach FPÖ-Parteiobmann Heinz-Christian Strache geht. Denn er findet, dass das Kruzifix zur österreichischen Identität gehört - im Gegensatz zum Kopftuch muslimischer Mädchen, denn das sei ein "Symbol der Unterdrückung". Wir finden, Strache sollte, wenn er dazu schon seine Meinung äußern muss, sich entweder für oder gegen religiöse Symbole in Schulen entscheiden, aber nicht so argumentieren, wie es ihm gerade passt. Wir verleihen den Hirni der Woche.

Foto: STANDARD, Corn

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Ihre Vorgängerin Maria Berger hat sie abgeschafft, Justizministerin Claudia Bandion-Ortner hat sie nun wieder eingeführt: die Taser, um Häftlinge, die rabiat werden, ruhig zu stellen. Bandion-Ortner betonte zwar, dass der Einsatz der Taser an strenge Auflagen gebunden sei und dass man sich dabei an Empfehlungen von Amnesty International halte. Trotzdem bleibt aber die Gefahr bestehen, dass Häftlinge nach dem Taser-Einsatz sterben. Und da hilft es auch nicht, dass in den Richtlinien empfohlen wird, eine Matratze "zuzuschieben", damit der Häftling nach Einsatz des Tasers nicht hart fällt. Wir verleihen den Hirni der Woche.

Foto: REUTERS/Christian Bruna
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Lehrer erfüllen eine wichtige Aufgabe. Dass dies kein Vorrecht auf Fundamental-Blockade einschließt, sollte aber auch deren Standesvertretern gesagt werden dürfen. Seit Wochen wird "verhandelt", die geforderten Kompromisse kamen - aber nur von Unterrichtsministerin Schmied. Die sonst standhafte Politikerin verrenkte sich bis zur Schmerzgrenze. Ihre Gegenüber gaben sich erst beleidigt, dann schlugen sie den Stopp der Bildungsreformen vor. Eh alles super? Eher nicht. Vielleicht sollte Neugebauer, Riegler und Co. mal jemand sagen, dass in diesem Land die Arbeitslosigkeit blüht und Kurzarbeit allmählich zum Normalzustand wird. Für das beharrliche "Njet" zu offenen Verhandlungen gebührt den Lehrergewerkschaftern der Hirni der Woche.

Foto: Matthias Cremer, Der Standard

Bundeskanzler Werner Faymann wehrt sich standhaft, Vermögen und Vermögenszuwächse stärker zu besteuern. Die ÖVP habe das Vorziehen der Steuerreform von 2010 auf 2009 akzeptiert, daher stehe die SPÖ dazu, dass in dieser Legislaturperiode "keine neuen Steuern eingeführt werden", setzt Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas zur Verteidigung und zugleich zur Werbung für die ÖVP an. Dass die Wirtschaftslage, als das Programm festgelegt wurde, noch eine andere war, vergisst die SPÖ-Führung dabei. Von sozialdemokratischer Politik bleibt in der Wirtschaftskrise nicht mehr viel übrig. Dafür gebührt Werner Faymann der Hirni der Woche.

Foto: Standard/cremer

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"Was Recht ist, muss nicht unbedingt gut sein," sagte Ex-Innenminister Ernst Strasser, als das Verfassungsgericht sein Asylgesetz kippte. Auch für seine Polizei-Reform wurde er scharf kritisiert. So habe sich die Zahl der Straftaten während seiner Amtszeit fast verdoppelt, sagte der Wiener Sicherheitswache-General Franz Schnabl. Dieser musste, genauso wie andere Kritiker, gehen. Per Email hat Strasser seine Umfärbeaktionen freundlicherweise für die Nachwelt festgehalten. Dass ein derart beschädigter Politiker und nicht der profunde EU-Kenner Othmar Karas Spitzenkandidat für die EU-Wahl wird, ist auch innerparteilich ein verheerendes Signal. Was zählen Fleiß und Mühe in der ÖVP? Den Hirni der Woche haben sich Ernst Strasser und Josef Pröll gemeinsam verdient. (red/derStandard.at, 3. April 2009)

Foto: ap/zak

Pädagogik nach Susanne Brandsteidl ist ganz einfach: "Soziale Schwierigkeiten" sind "etwas ganz anderes als Verhaltensauffälligkeiten". "Soziale Schwierigkeiten" haben zum Beispiel Kinder, "die nicht gruppenfähig sind", erklärte uns die Wiener Stadtschulratspräsidentin im Interview. Und wie sollen nun Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen, die durch das Sprachfördermodell in Klassen mit den "sozial schwierigen" Kindern gesammelt werden, Deutsch lernen? "Indem sie Deutsch sprechen, ganz einfach." Für diesen wertvollen Beitrag zum Unterricht benoten wir Brandsteidl mit dem Hirni der Woche. (red/derStandard.at, 27. März 2009)

Foto: derStandard.at/Oberndorfer

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Netbooks, W-LAN und eigene E-Mail-Adressen. Damit will Ministerin Schmied nun also die LehrerInnen doch noch von ihrer Ausweitung der Unterrichtszeit überzeugen. Abgesehen davon, dass sich in Österreich wohl kaum ein Lehrer ohne E-Mail-Adresse finden wird, zeigt diese Beruhigungsmaßnahme Schmieds wieder einmal deutlich, wie Politik in Österreich funktioniert. Bevor die Ministerin selbst auf die Idee kommt, die Lehrer mit Arbeitsplätzen durchschnittlichen Standards auszustatten, lässt sie sich vorher zwei Mal bitten. Dass es untragbar ist, in einem Raum mit 60 anderen Personen auf einer Tischplatte voller Ordner seine Arbeit zu verrichten, muss Schmied schon lange vorher gewusst haben. Jetzt unter Zugzwang diese Maßnahmen als Versöhnungszuckerl anzubieten, wirft nach den Kommunikationspannen ein zweites Mal kein gutes Licht auf Schmied. Dafür gibts den Hirni der Woche.

Foto: AP/Punz

Man wird wirklich bescheiden, wenn man sich tagaus, tagein mit Österreichs Innenpolitik beschäftigt. So bescheiden, dass man es sogar als Erfolg wertet, wenn die beiden Streithans-Parteien SPÖ und ÖVP sich nach 100 Tagen noch so gut miteinander verstehen, dass keine Rede von Neuwahlen ist. Zugegeben, das Dauerlächeln des roten Kanzlers und das gutmütige Dauerschmollen des schwarzen Vizekanzlers geht uns ab und an auch schon auf die Nerven - aber bisher hat die Regierung zumindest noch keinen gröberen Schaden angerichtet. Das reicht uns ausnahmsweise für das Hirn der Woche.

Die ehemalige Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer hat jetzt in ihrer Pension offensichtlich leicht reden. Der Vorschlag ihrer Nachfolgerin Claudia Schmied, die Lehrer zwei Stunden mehr zu unterrichten zu lassen, gefällt ihr genausowenig wie deren Vorgangsweise in der Öffentlichkeit. Alles schön und gut, aber sich dann auch noch im Nachhinein vom Übel der Studiengebühren abputzen zu wollen, weil das so "überfallsartig gekommen ist", ist dann zuviel des Guten. Wenn Gehrer über die Studiengebühren sagt "gewollt hat sie der Grasser, unterstützt hat sie der Schüssel und ich musste sie durchstehen", dann macht sie sich die Sache einfach. Immerhin: Damals, sagt die Ex-Unterrichtsministerin, hätte sie ernsthaft einen Rücktritt erwogen.  Liebe Frau Gehrer: Hätten Sie Haltung gezeigt und es getan. Jetzt darüber jammern, bringt ihnen nichts - höchstens einen Hirni der Woche. (red/derStandard.at)

Montage: derStandard.at

Er hat nicht nur das Amt des Kärntner des Landeshauptmanns geerbt, sondern auch die "Sonderanstalt" auf der Saualm. Als politischer Masseverwalter Jörg Haiders muss natürlich alles für die Ausweitung des rechtsfreien Raumes in Kärnten getan werden. Nachdem derStandard.at exklusiv von der Schließung des "Kärntner Guantánamo" berichtet hatte, folgte ein trotziges Dementi. Er werde eine "Saualm II" errichten, sagte Gerhard Dörfler (BZÖ) prompt. Mittlerweile will er das baufällige Ferienheim, in dem zu einem guten Teil unbescholtene Asylwerber einquartiert sind, gegen alle Widerstände weiterführen. Auch wenn es für den Landeshauptmann nicht reichen sollte - unseren Hirni der Woche hat er sicher. (red, derStandard.at)

Foto: Montage derStandard.at

Liebe Katholische Kirche!
Dass Du gegen die Gleichberechtigung homosexueller Partnerschaften bist, Frauen nicht als Priester zulässt und auch sonst nicht zu den fortschrittlichsten Kräften gehörst, das ist ja nichts neues. Die geballte Engstirnigkeit und Rückständigkeit diverser hoher Würdenträger, die sich in den letzten Tagen gezeigt hat, hat aber selbst uns überrascht.
Für antisemitische und schwulenfeindliche Bischöfe und einen Papst, der damit offenbar gar kein Problem hat, verleihen wir den Hirni der Woche. (red, derStandard.at, 13.2.2009)

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Bei den Grünen gingen diese Woche die Wogen hoch. Die Entscheidung des erweiterten Bundesvorstandes, wonach Johannes Voggenhuber nicht auf einem "Solidaritätsplatz" auf der Liste für die EU-Wahl kandidieren dürfe, wurde in Internetforen und in Weblogs stark kritisiert. Parteivorsitzende Eva Glawischnig war noch im Herbst, als sie Alexander Van der Bellens Nachfolge angetreten ist, fest davon überzeugt, die Basis künftig verstärkt miteinbeziehen zu können. Doch sie ist offenbar gescheitert. Wir verleihen für den internen Streit - inklusive gegenseitiger Sexismus- und Altersdiskriminierungsvorwürfe - den Hirni der Woche. (red, derStandard.at, 6.2.2009)

Montage: derStandard.at, Foto: APA/Eggenberger

Dass rechtsextremes Gedankengut in Österreich als lässliche Sünde angesehen wird, ist ja nichts neues. Momentan scheint aber ein Wettbewerb zu laufen, wie viel ungustöse Diskussionen in kürzester Zeit ablaufen können. Während die Causa Graf weiterbrodelt und die (nicht rechtskräftig) wegen Verhetzung verurteilte Susanne Winter nichts an ihren Aussagen findet, erfreut FP-Generalsekretär Harald Vilimsky die Welt mit einer Aussendung zum rechten Korporationsring-Ball. Er wünscht sich, dass die Polizei "vorsorglich" Wasserwerfer gegen den "linken Mob" bereit hält, damit die "anständigen und honorigen Bürger" in Ruhe feiern können. Wir finden: Es lebe die Meinungsfreiheit - aber muss man den Burschenschaftern wirklich gerade die - tatsächlich honorige - Hofburg für ihren Ball überlassen? Dafür gibts den Hirni der Woche.

Montage: derStandard.at

Kärnten genießt in Österreich offenbar ein gewisses Maß an Narrenfreiheit - auch nach dem Tod Jörg Haiders. Dessen Nachfolger Gerhard Dörfler fordert fröhlich weiter Sonderregelungen für Kärnten. So will man etwa die Mindestsicherung nicht und blockiert das Modell einfach für ganz Österreich - auch wenn die anderen Länder sich dafür aussprechen. "So nicht", sagte jetzt Wiens Bürgermeister Michael Häupl als erster Landeschef - und forderte auf, die Grundsicherung auch ohne Kärnten umzusetzen. Das hören wir gerne, Herr Bürgermeister! Dafür gibt es für uns das Hirn der Woche. (23.1.2009)

"Ich hechle hinter den Erkenntnissen nach", sagte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer diese Woche zur Causa Graf. Das aber darf keine Entschuldigung sein, um nicht härter gegen den Dritten Nationalratspräsidenten aufzutreten. Oder hat sie Interesse daran, dass Mitarbeiter, die Neonazi-Popagandamaterial im Internet bestellen, weiterhin im Hohen Haus beschäftigt sind? Stattdessen plaudert sie von einer Verkürzung der Sommerferien im Parlament -  und tut so, als würden die Abgeordneten dadurch mehr arbeiten. Und schließlich noch die Draufgabe: Prammer verkündete, dass der Umbau des Plenarsaals wegen der schwierigen Wirtschaftssituation gestoppt werden müsse. Populistischer gehts gar nicht mehr - wir verleihen den Hirni der Woche. (16.1.2009)

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Er hat Jörg Haider auf den Schultern getragen, ist alkoholisiert Auto gefahren und hat seine Funktionen als Sozialsprecher und Vize-Generaldirektor der Pensionsversicherungsanstalt deshalb zurücklegen müssen. Dann hat er einen Prozess gegen die FPÖ verloren, die ihm keine Rente mehr bezahlen wollte. Trotzallem hat Reinhart Gaugg offenbar noch nicht genug von der Politik. Er will als BZÖ-Obmann kandidieren. Nur blöd, dass das BZÖ ihn nicht als Haider-Nachfolger haben will. BZÖ-Pressesprecher Heimo Lepuschitz meinte, die Ankündigung passe "trefflich in die Faschingszeit." Finden wir auch und sind ausnahmsweise mal mit dem BZÖ einer Meinung. Wir verleihen einen Hirni. (9.1.2009)

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Das Simon-Wiesenthal-Center hat seinen Jahresbericht veröffentlicht. Demnach ist Österreich bei der gerichtlichen Verfolgung von Nazi-Verbrechern wenig erfolgreich. Zwar seien unter der ehemaligen Justizministerin Maria Berger eine "merkliche Verbesserung" in der Einstellung der österreichischen Behörden zur gerichtlichen Verfolgung von Nazi-Verbrechern bemerkbar, aber es bestehe noch Aufholbedarf. Wir verleihen den Behörden einen Hirni und appellieren an die künftige Justizminister Claudia Bandion-Ortner hier hartnäckig zu bleiben. (19.12.2008)

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Fritz Kaltenegger, Generalsekretär der ÖVP, erlaubt es zwar, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften am Standesamt eingetragen werden, eine Zeremonie ist ihm aber dann doch zu viel des Guten. "Ich glaube nicht, dass in Österreich die Zeit schon reif ist, eine Zeremonie am Standesamt abzuführen", hat der Generalsekretär gesagt. "Sollte sich die Gesellschaft ändern, werden wir diese Haltung vielleicht überdenken." Kaltenegger selbst hatte übrigens schon die Ehre eine Zeremonie "abzuführen", vielen Menschen in diesem Land will er diese Freude jedoch nicht gönnen. Für so wenig Nächstenliebe gibt es den Hirni der Woche. (red/12. Dezember 2008)

Foto: STANDARD/newald

Silvia Fuhrmann und ihre Kollegen von der JVP starteten diese Woche eine Initative gegen die neue Jugenddroge, die Kräuter-Mischung "Spice".  Eine solche Kampagne, die übrigens den schönen Titel "Spice ist Scheiss" trägt, führt nur leider dazu, dass überhaupt erst auf die Droge aufmerksam gemacht wird. Fuhrmann kriegt dafür den Hirni der Woche. Gleichzeitig fordern wir die JVP auf, sich für die nächste Kampagne wieder etwas Spannenderes einfallen zu lassen. Vorschlag für einen Kampagnen-Arbeitstitel: "Wie wir Gio Hahn vom endgültigen Aus der Studiengebühren überzeugen können". (5.12.2008)

Foto: derStandard.at

Der steirische ÖVP-Chef Hermann Schützenhöfer äußerte in den vergangenen Wochen immer wieder seine Kritik an der Neuauflage der Großen Koalition. Trotzdem unterstützte er Josef Pröll beim Parteitag in Wels und gab ihm seine Stimme. Da soll sich noch wer auskennen: Zuerst kritisieren und dann zustimmen, obwohl Pröll mehrmals klar machte, ihn gibt es nur "im Paket mit dieser Regierung". Wir verleihen Schützenhöfer ein Hirni, weil er mit seinem Verhalten der Partei schadet, aber zu feig ist, mehr zu unternehmen, als Pröll "ans Bein zu pinkeln". (28.11.2008)

Foto: STANDARD, Fischer

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Was Sie hier sehen, sind 1.200 Seiten Hirnarbeit. Erarbeitet von den 70 Mitgliedern des Österreich-Konventes, dessen Aufgabe es zwischen 2003 und 2005 war, eine Staatsreform zu erarbeiten. Es war einer der vielen Versuche, die Verwaltung zu modernisieren. Die Große Koalition ließ 2007 wieder eine Expertengruppe Vorschläge erarbeiten - das Projekt ist jedoch mit der Koalition gescheitert. "Es fehlte der politische Wille", klagten die Verhandler. Dass Werner Faymann es mit seinem Vorschlag einer neuen Expertengruppe ernst meint, bezweifeln sie. Für die vielen Vorschlägen, die in den vergangenen Jahren bereits erarbeitet wurden, haben die verhinderten Staatsreformer als Trost das Hirn der Woche verdient. (red/derStandard.at, 21. November 2008)

Foto: Reuters/Bader

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Dass auf die Post keine rosigen Zeiten zukommen, hat Infrastrukturminister Werner Faymann angeblich schon länger gewusst.  Und selbst wenn nicht: Dass der Fall des Post-Monopols 2011 für die Post nichts Gutes verheißt, liegt auf der Hand. Österreichs Politiker haben wieder bewiesen, dass es ihnen oft an Weitsicht fehlt. Faymanns Reaktion auf das Debakel: Er bannt die Schließung der Postämter bis Mitte 2009. Dafür, dass Faymann seine Mitverantwortung bestreitet und die Bevölkerung mit einer populistischen wie wirkungslosen Maßnahme zu beruhigen versucht, gibt es den Hirni der Woche. (red/derStandard.at, 14. November 2008)

Foto: Reuters/bader

Neben den täglichen Strapazen der Koalitionsverhandlungen mit dem roten Verteidigungsminister Norbert Darabos findet Maria Fekter (ÖVP) auch noch Zeit für Angelegenheiten, die ihr wirklich am Herzen liegen. Diese Woche: Loswerden von missliebigen Mitarbeitern. Herwig Haidinger, Ex-Chef des Bundeskriminalamtes, wurde vom Dienst suspendiert - Der Grund: Seine Vorwürfe könnten das Vertrauen in die Exekutive erschüttern, meinte Fekter. Tatsächlich fühlen wir unser Vertrauen bereits bröckeln. Aber Haidinger ist nicht schuld. Es regnete Hirnis!

"Der Faschismus von heute sagt, ich bin der Anti-Faschismus." FPÖ-Politiker Johann Gudenus provozierte mit dieser Aussage am Donnerstag eine Sitzungsunterbrechung im Wiener Gemeinderat. Die Klubobfrau der Wiener Grünen, Maria Vassilakou, sprach in einer Aussendung von einer "skandalösen Äußerung", die SPÖ kritisierte eine "unfassbare Entgleisung". Auch wir finden, Gudenus sollte die Aussage zurücknehmen und verleihen den Hirni der Woche. (red, derStandard.at, 31.10.2008)

Foto: Standard/Cremer

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Anfang der Woche haben KünstlerInnen und WissenschafterInnen einen Offenen Brief an Abgeordnete der SPÖ, ÖVP und Grüne gerichtet. Darin werden die Parlamentarier aufgefordert, Martin Graf von der FPÖ nicht zum Dritten Nationalratspräsidenten zu wählen: Weil es ihm an einer "unzweifelhaft antinazistischen Gesinnung" fehle. Und weil die Burschenschaft Olympia, dessen Mitglied Graf ist, ein "Zentrum des Rechtsextremismus" sei. Klaus Bachler, Franzobel, Sibylle Fritsch, Thomas Glavinic, Fritz Hausjell, Elfriede Jelinek, Ruth Wodak und knapp 40 weitere Personen haben den Brief unterschrieben. Dafür, dass sich die Intellektuellen wieder einmal zu Wort gemeldet haben, verleihen wir das Hirn der Woche. (red/derStandard.at, 24. Oktober 2008)

Foto: ap/rudi blaha

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Martin Graf von der FPÖ soll Nationalratspräsident werden. Dagegen sind Teile der SPÖ und die Grünen, weil Graf Mitglied der als rechtsextrem eingestuften Burschenschaft Olympia ist. Dass er sich zur "deutschen Volk- und Kulturgemeinschaft" bekenne, stehe nicht im Widerspruch zur Verfassung. Und aus der schlagenden Verbindung "kann und will" er nicht austreten, weil die Burschenschaft ein "Lebensbund" sei, erklärte er bei einer Pressekonferenz. Er sei gegen "alle Formen des politischen Fanatismus, Rassismus und Antisemitismus sowie alle im Namen einer fehlgeleiteten Ideologie verübten Verbrechen". Dumm nur, dass er sich trotzdem mit einer problematischen Vereinigung verbandelt hat, von der er jetzt einfach nicht mehr weg "kann". Für so viel Unselbstständigkeit verleihen wir Martin Graf den Hirni der Woche. (red/derStandard.at, 17. Oktober 2008)

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Pack schlägt sich, Pack verträgt sich - und schlägt sich wieder. So geschehen diese Woche bei FP-Chef HC Strache und BZÖ-Chef Jörg Haider. Die haben sich am Mittwoch beim ersten persönlichen Gespräch seit 2005 versöhnt - und sogar von einer schwarz-blau-orangen Koalition geträumt. Am Donnerstag ist Strache jedoch aufgewacht: "Manchmal hat man den Eindruck, das ist wie Stalking. Haider biedert sich allen an", meint er. Und von einer möglichen Zusammenarbeit mit der ÖVP will er auch nichts mehr wissen. Diese Meinungsschwankungen belohnen wir mit dem Hirni der Woche. (red/derStandard.at, 10. Oktober 2008)

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Am 7. Juli hat der ehemalige ÖVP-Parteichef gesagt, dass es ihm reicht. Die Neuwahlen waren somit angekündigt und alle Parteien mussten sich auf einen Turbo-Wahlkampf einlassen. Was aus ÖVP-Sicht folgte waren Verluste auf der ganzen Linie. Die Studiengebühren wurden Geschichte. Die Basis war demotiviert. Und der von Wolfgang Schüssel installierte Chef "Willi Molterer" ist Geschichte. Aber nicht nur innerhalb der ÖVP sind Rückschläge zu beklagen. Die Neuwahlen haben Protestwähler auf den Plan gerufen - die Rechte wurde gestärkt. "Es riecht" nach Niederlage - das haben die Spatzen eigentlich schon vor der Neuwahlansage von den Dächern gepfiffen. Für so viel Ungeschick gibt's den Hirni der Woche. Und einen Extrahirni gibt's  dafür, dass man  nicht mehr unbefangen "es reicht" sagen kann. (3.10.2008)

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Wahlwerbung ist nicht nur nervig, sondern vielleicht sogar strafbar - zumindest wenn es um die von der Wiener SPÖ durchgeführten automatisierten Anrufe geht: Zahlreiche Wiener wurden vergangene Woche am Telefon von der Stimme des Bürgermeisters Michael Häupl auf Tonband begrüßt. Nachdem er die niedrigen Preise für Mieten oder öffentliche Verkehrsmittel in Wien gelobt hatte, wurden den Angerufenen zwei Fragen zur Halbierung der Mehrwertsteuer und zur Pensionsreform gestellt. Datenschützer bezeichnen die Telefonkampagne als strafbar. Die Fernmeldebehörde prüft nun den Fall. Mit seinem Telefonterror hat sich Michael Häupl den Hirni der Woche verdient. (19.9.2008)

Alfons Adam war anlässlich der Kandidatur seiner Partei "Die Christen" bei den Nationalratswahlen zu Gast im derStandard.at-Chat. Dabei vertrat er doch recht ungewöhnliche Ansichten. Zum Beispiel zeigte er sich überzeugt, dass es sich bei Homosexualität um eine "seelische Erkrankung handelt, die übrigens heilbar ist". In der ZIB2 sagte er am Mittwoch die "gottgegebene Rollenverteilung" sehe so aus, dass der Vater arbeiten geht und die Mutter zu Hause bei den Kindern bleibt. Deshalb sind "Die Christen" auch gegen Kinderkrippen. Wir verleihen den Hirni der Woche. (5.9.2008)

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Er kenne seit 1986 das Original der Haider-Politik und seit einigen Jahren die Kopie davon, sagte Ewald Stadler  bei einer Pressekonferenz. Und weil er jetzt doch wieder mit dem Original statt mit Strache "den 1986 eingeschlagenen Weg weitergehen will", tritt er für das BZÖ an. "Als Katholik", so Stadler sei er froh, dass es wieder zu einer Versöhnung gekommen ist.  Noch vor kurzem hat Stadler Haider vorgeworfen, "mit dem narrischen G`wandl in der Zeitgeist-Disko zu den warmen Brüdern" gegangen zu sein. Und jetzt soll auf einmal alles wieder gut sein? Für so viel Wankelmut hat sich Ewald Stadler den Hirni der Woche verdient. (22.8.2008)

 

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Finanzminister Wilhelm Molterer will kein Geld für den neuen Jugendgerichtshof zur Verfügung stellen. Das behauptete zumindest Justizministerin Maria Berger diese Woche. Dabei hatte sich die  rot-schwarze Regierung bereits auf das Projekt geeinigt und der entsprechende Architekten-Wettbewerb wurde bereits beendet. Von Seiten der ÖVP gab es keine Stellungnahme. Wir verleihen ÖVP-Chef Wilhelm Molterer den Hirni der Woche. (1.8.2008)

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Der Papa wirds schon richten - oder eine Familienangelegenheit mit diplomatischen Konsequenzen. Gaddafi-Junior verprügelte vergangene Woche in einem Luxushotel in Genf zwei Bedienstete. Die Schweizer fackelten nicht lang und nahmen ihn fest. Gegen eine Kaution von umgerechnet 307.000 Euro kam der Raufbold aber nach zwei Tagen wieder frei. Aber dem Papa reicht das nicht. Gaddafi-Senior ließ schweizer Unternehmen in Libyen schließen, strich Flüge in die Schweiz und droht sogar mit dem Stopp der Öllieferungen. Bei aller Kinderliebe: Wirtschaftssanktionen für einen familiären Rachefeldzug zu missbrauchen geht zu weit. Damit hat er sich mehr als verdient um den Hirni der Woche gemacht. (25.7.2008)

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"Ich unterbreche die heutige Sitzung und verkünde eine Wiederaufnahme am 9. September 2008", verkündete Peter Fichtenbauer (FPÖ), der Vorsitzende des U-Ausschusses zum Machtmissbrauch im Innenministerium, bei der letzten Sitzung vor der Sommerpause, die eigentlich die Abschlusssitzung des U-Ausschusses hätte werden sollen. Fichtenbauer hat einen Trick angewendet - und den U-Ausschuss vor einem vorzeitigen Ende bewahrt. Denn nun muss die Sitzung im Herbst fortgesetzt werden, entgegen der Interessen von ÖVP und SPÖ. Die beiden Parteien hatten angekündigt, gegen neue Ladungsbeschlüsse stimmen zu wollen - und reagierten mit Verwunderung. Wir verleihen Peter Fichtenbauer ein Hirn. (18.7.2008)

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