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Wer Klimaschutz will, muss auch ja zu Biotreibstoffen sagen, sind die Landwirte überzeugt

Foto: APA/Gindl

Eine neue Studie der OECD stellt dem Treibstoff vom Acker ein schlechtes Zeugnis aus. So koste die Förderung für den Agrosprit den Verbrauchern Milliarden, gleichzeitig sei der Nutzen für den Klimaschutz "minimal". SPÖ, Grüne und Global 2000 forderten daher heute einmal mehr ein Überdenken bzw. einen Stopp der Biospritbeimischung, während sich der Bauernbund weiter für die Energiepflanzen stark macht. "Es gibt sehr viel effizientere Wege, etwas für den Klimaschutz zu tun", meinte jedenfalls OECD-Agrardirektor Stefan Tangermann.

Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hätten sich 2006 die Gesamtkosten für Subventionen auf 11 Mrd. Dollar belaufen. Im Jahr 2015 könnten sie eine Summe von 25 Mrd. Dollar erreichen. Gleichzeitig zweifelt die OECD am Nutzen für die Umwelt. Setzten die EU, die USA und Kanada ihre gegenwärtige Förderpraxis fort, dann werde der Treibhausgas-Ausstoß im Jahr 2015 im Verkehrssektor um höchstens 0,8 Prozent geringer ausfallen als ohne Förderung.

Österreich hält an Ziel fest

Nach Angaben der Experten unterstützt die Politik die Produktion von Biosprit unter anderem mittels Subventionen, günstigerer oder gar keiner Besteuerung sowie einem vorgeschriebenen Mindestanteil im Kraftstoffmix. Österreichs Umwelt- und Landwirtschaftsminister Josef Pröll (ÖVP) verfolgt bei der Beimischung die ehrgeizigsten Ziele in Europa. Während Deutschland, das ursprünglich bis 2020 20 Prozent des Treibstoffbedarfs aus Agrosprit abdecken wollte, bereits zurückrudert, hält Pröll an dem 20-Prozent-Ziel fest, da dies ein wichtiger Bestandteil zur Erfüllung der Kyoto-Ziele sei.

Kritiker bemängeln, dass der Anbau und die Verwendung von Pflanzen zur Herstellung von Biosprit die Nahrungsmittelpreise in die Höhe hat schießen lassen und indirekt die Abholzung des Regenwalds beschleunigt. Anders als vielfach erwartet, habe der rasante Ölpreisanstieg der vergangenen Jahre auch nicht dazu geführt, dass Biokraftstoffe eine günstigere Alternative zu fossilen Kraftstoffen geworden seien, erklärte die OECD.

Der Kritik schloss sich auch SPÖ-Umweltsprecherin Petra Bayr an. "Abgesehen von den schwerwiegenden ökologischen, sozialen und entwicklungspolitischen Bedenken gegen Agro-Treibstoffe, bestätigt die OECD-Studie erstmals auch die ökonomische Unsinnigkeit der Förderung", betonte Bayr. Pröll auf nationaler und die EU-Kommission auf europäischer Ebene seien nun gefordert, die Beimischungsziele von Agro-Kraftstoff neu zu überdenken und "grundsätzlich weniger Fördersummen in derartig kontraproduktive Techniken zu investieren", hieß es.

Kritik an Zielen

Die Grünen wiederum betonten, 100 Mio. Menschen drohten auf Grund der Lebensmittelknappheit ins Elend abzurutschen. "Das starre Festhalten an den Beimischungszielen zeigt in erschreckender Weise, dass die Interessen einer Lobby über das Gemeinwohl gestellt werden", so der Grüne Landwirtschaftssprecher Wolfgang Pirklhuber. Und die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 meinte, dass die Verwendung von Agrotreibstoffen "angesichts der weltweiten Lebensmittelkrise unmoralisch und auch ökologisch bedenklich ist".

Anders sehen das die Landwirte. "Wer Klimaschutz will, muss auch ja zu Biotreibstoffen sagen", betonte Bauernbunddirektor Fritz Kaltenegger. "Verkehr ist Klimasünder Nummer 1 und verursacht ein Viertel der österreichischen Treibhausgasemissionen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Gerade deshalb sind Alternativen zu fossilen Treibstoffen so wichtig", so Kaltenegger. Er rechnete vor: Der Kaufkraftabfluss für Erdöl habe sich von 2003 bis 2006 mehr als verdoppelt. 7,3 Mrd. Euro flossen aus Österreich in Ölgebiete. "Wir können in Österreich rund 750 Mio. Liter Biotreibstoff gewinnen. Und damit eine Milliarde Euro im Land behalten anstatt ins Ausland zu überweisen", so Kaltenegger. (APA)