Bozen - Um eine kuriose Facette reicher ist seit Mittwoch die Polemik rund um ein Kunstwerk des deutschen Künstlers Martin Kippenberger, das derzeit im neu eröffneten "Museion" in Bozen in Südtirol ausgestellt ist. Der Abgeordnete Franz Pahl von der regierenden SVP trat in Hungerstreik, um dagegen zu protestieren. Der gekreuzigte Frosch sei eine "Persiflage einer zentralen Aussage des Christentums", die die christliche Gemeinschaft Südtirols beleidige. Pahl bezeichnete es als "schizophren", dass einerseits der Papst ins Land eingeladen werde und andererseits in einem vom Land finanzierten Museum diese "Pervertierung des christlichen Kreuzes" ausgestellt werde.

Kritik für die Aktion erntete Pahl von Andreas Pöder, Abgeordneter der Union für Südtirol: Der Hungerstreik sei "scheinheilig"; noch vor zwei Monaten habe Pahl wörtlich gesagt, dass ihn der Frosch überhaupt nicht störe, jetzt mache er damit Wahlkampf. Pahl postierte unmittelbar vor dem Museum auf einem öffentlichen Platz: "Ich bleibe auch über Nacht hier, damit es nicht heißt ich bin heimgegangen und habe mir den Bauch vollgeschlagen". Die Landtagswahlen im Herbst seien "kein Motiv".

Die Kuratorin des "Museions", Letizia Ragaglia hatte zur Erläuterung gemeint, Kippenberger habe sich selbst in der Schaffensphase als Gekeuzigter gefühlt. Der Künstler hatte zum Zeitpunkt der Entstehung einen Alkohol- und Drogenentzug gemacht. Das Werk zeigt einen gekreuzigten Frosch mit heraushängender Zunge, der in der linken Hand ein Ei hält und in der rechten einen Bierkrug. Die Museumsleitung weigerte sich bisher das Werk zu entfernen. Das "Zuerst die Füße" betitelte Werk sorgt seit der Eröffnung des Museums für Erregungen. Bereits am Eröffnungstag Ende Mai sprachen Kritiker von Gotteslästerung. Auch Landeshauptmann Luis Durnwalder hatte es als eine Respekt- und Geschmacklosigkeit bezeichnet. (APA)