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So gute Stimmung wie bei Westwood gab's in Berlin sonst nur auf Partys.

Foto: APA/AP/Markus Schreiber

Um die Kollektionen schien es dem Gros der Gäste der dritten Berliner Fashion Week nicht zu gehen - zugegeben, bei offiziell gelisteten 20 Schauen an vier Tagen waren diese auch eine spärliche Gesprächsgrundlage. Viel besser für den Smalltalk eigneten sich die glamourösen Events: Wer reicht Häppchen zum Champagner, welche Promis kommen, und wo ist die Aftershow-Party?

Als VIP-Highlight entpuppte sich der "Elle Fashion Star" des gleichnamigen Magazins. Modezar Karl Lagerfeld nahm einen Preis für sein Lebenswerk von Muse Claudia Schiffer entgegen, Boris Becker und Annie Lennox feierten mit. Kim Cattrall, Rupert Everett und Mischa Barton glänzten in der Hugo-Show in einem gigantischen Lagerhaus im Westhafen der Stadt. Designer Bruno Pieters schien vom Applaus für seine Erstkollektion so berauscht, dass er keine Experimente wagte. So wurden aus Bundfaltenhosen Shorts, und Hemden kamen ohne Ärmel - ansonsten wie im Winter: steife Kragen, bleiche Modells und dröge Beats. Ein bisschen mehr Lebensbejahung hätte man sich durchaus gewünscht. Der besten Inszenierung darf sich Dirk Schönberger für Joop! Jeans rühmen. Er zeigte im "Berghain", wo sonst die Technoszene residiert.

Grausigkeiten aus Wave, Punk und Nu Rave

Die Entwürfe schienen vom Ambiente inspiriert - leider! Latexstrümpfe, Moonwash-Jeans und Neondrucke verwursteten Grausigkeiten aus Wave, Punk und Nu Rave. Da dachte man lieber an die gelungene Hauptlinie. Der Andrang zur Schau von Vivienne Westwood bewies: Das Publikum giert nach großen Namen.

Freie Plätze - zu Unrecht - gab es hingegen bei den Lokalmatadoren Kostas Murkudis und Kilian Kerner sowie beim New Yorker Talent Kai Kühne. Drei starke Kollektionen, die das Signal setzten: Es ist die Avantgarde, die inhaltlich trumpft, und Berlin kann auch anders als nur plakativ-krawallig. In Zukunft bitte mehr davon! (Romy Uebel/Der Standard/rondo/24/07/2008)