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Mnister Bartenstein sprach von einer offensichtlichen Verflachung der Konjunktur und der damit verbundenen Abschwächung der Dynamik auf dem heimischen Arbeitsmarkt.

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Wien - "Erste Wolken am Schönwetterhimmel" für den Arbeitsmarkt sieht AMS-Chef Johannes Kopf angesichts der schwächer werdenden Konjunktur. Im Radio-Morgenjournal des ORF am Dienstag sagte Kopf, es sei möglich, dass im Herbst die Arbeitslosenzahlen nicht weiter sinken werden, sondern auf niedrigem Niveau bleiben. Wie es dann weiter gehe, hänge davon ab, wie stark sich die internationale Krise auf den österreichischen Arbeitsmarkt auswirke.

IHS-Chef Bernhard Felderer hatte zuletzt betont, es gebe keine Befürchtung, dass die Entwicklung in eine Rezession gehe. Aber es gebe eine "labile Situation, das ist unbestritten". Kopf glaubt, dass der Arbeitsmarktgipfel mehr als ein Wahlkampfthema ist. Es sei sinnvoll, am Ende einer zweieinhalbjährigen Schönwetterperiode nachzudenken, was man tun könne, wenn der Arbeitsmarkt wirklich drehen sollte. Kopf empfiehlt Maßnahmen für ältere Beschäftigte und zur Qualifizierung von Arbeitskräften.

Kein Konjunkturpaket

Der Arbeitsmarktgipfel zu dem Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (ÖVP) die Sozialpartner, AMS und Wirtschaftsforscher geladen hatte, einigte sich darauf, kein Konjunkturpaket auf den Weg zu schicken. Allerdings soll es einen Teuerungsausgleich geben. Wie dieser aussehen soll, blieb aber nach dem Treffen offen. Bartenstein verwies darauf, dass Finanzminister Wilhelm Molterer (ÖVP) in den nächsten Tagen entsprechende Vorschläge unterbreiten werde.

Bartenstein ließ durchblicken, dass die Qualifizierungsangebote für Arbeitslose wieder ausgebaut werden sollen, zusätzliche Mittel dafür hält er aber nicht für erforderlich. Auch ein weiterer Arbeitsmarktgipfel sei nicht geplant, schließlich gehe es ja nicht um eine Gipfelreihe, sondern um eine Reaktion auf mehrere schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft. Wie berichtet wollen u.a. Infineon, Siemens, BAWAG, Telekom Austria, Bank Austria, Hämmerle und Glanzstoff Jobs abbauen. Rund 2.500 Arbeitsplätze könnten alleine bei diesen Firmen in den nächsten Jahren verloren gehen.

Bartenstein betonte einmal mehr, dass Österreich in eine Phase des gedämpften, aber robusten Wachstums komme, was zu einer Verflachung des Rückganges der Arbeitslosenzahlen führen werde. Für heuer erwartet er ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent.

Appell an Moral der Unternehmen

Bernhard Achitz, leitender Sekretär im ÖGB, hatte heute vor dem Gipfel erklärt, dass auch die Moral der Unternehmen gefragt sei. "Von Siemens bis Infineon herrscht überall das selbe Schema: Gut verdienende Firmen wollen noch mehr Geld aus ihren Werken herauspressen, und 'eingespart' werden die Beschäftigten oder gleich ganze Werke", kritisierte Achitz. Dass Firmen in Privatbesitz im Gegensatz zu Betrieben in öffentlichem Eigentum besser wirtschaften könnten, entlarve sich demnach als "unsinnige Ideologie von Radikalkapitalisten, denen der Gewinn der AktionärInnen wichtiger ist als die Arbeitnehmer, die von ihren Jobs leben müssen", erklärte Achitz laut Mitteilung.

Entwarnung kam heute allerdings vom AMS Wien. Dort rechnet man mit einer stabilen Entwicklung. Zwar werde sich das abflauende Konjunkturhoch auch auf die Arbeitsmarktlage auswirken, im laufenden Jahr jedoch sollten die Arbeitslosenzahlen noch nicht oder nur geringfügig steigen. Die Arbeitslosenquote in der Bundeshauptstadt nach nationaler Berechnung liegt derzeit bei 7,2 Prozent, vor einem Jahr waren es 8,1 Prozent. Die gemeldeten offenen Stellen habe sich in den ersten sechs Monaten 2008 um 17,6 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2007 erhöht.

Teilzeit boomt

Laut jüngsten Zahlen der Statistik Austria boomen allerdings nicht die Vollzeit-Jobs, sondern die Teilzeitarbeit. Betroffen sind dabei in erster Linie Frauen. Insgesamt wurde im Vorjahr mit 908.900 Teilzeitbeschäftigten ein neuer Rekordwert erreicht. 2004 war diese Zahl noch bei 736.000 gelegen, was einer Steigerung von 23,5 Prozent entspricht. Im ersten Quartal 2008 stieg die Zahl der Teilzeitbeschäftigten unterdessen auf einen neuen Höchstwert von 934.800. Die Teilzeitquote kletterte damit auf 23,3 Prozent. (APA)