RadfahrerInnen in Wien erzählen über ihre Ängste, Erfahrungen und Sünden im Stadverkehr

"Ich bin schon mal über eine Autotür geflogen". Wo? "Schottenfeldgasse". Konsequenzen? "Nur Schürfwunden". Viktor ist aber keineswegs traumatisiert, tapfer radelt er auch heute noch die Schottenfeldgasse entlang. Topausgerüstet ist er jedenfalls: Das Rad ist mit zahlreichen Lichtern ausgestattet und der Helm ohnehin immer dabei.

Markus Kiesenhofer

"Man darf sich einfach nix scheißen". Egal ob Autofahrer oder Verkehrsregeln, Birgit hat beim Radeln in Wien keine Angst. Allzu hohen Respekt vor Einbahnen kennt sie nicht und nachdem ihr Anonymität zugesichert wurde, gestand sie, dass sie auch schon im betrunkenen Zustand mit dem Rad unterwegs war.

Markus Kiesenhofer

Dominique und Miles lassen ihrem Zorn freien Lauf. Radfahrwege in Wien enden irgendwo im Blauen, Einbahnen seien schlecht beschildert, die Autofahrer rücksichtslos und ohnehin werde man als Radfahrer nicht als regulärer Verkehrsteilnehmer betrachtet. "Und das obwohl wir die Umwelt schonen."

Markus Kiesenhofer

Nina und Olivia outen sich als beinharte Verkehrssünder: am Gehsteig fahren, bei rot noch schnell über die Kreuzung rasen, alkoholisiert die Straßen unsicher machen und andere Betrunkene am Gepäckträger chauffieren. Fußgänger fürchtet euch.

Markus Kiesenhofer

Gott sei Dank gibt es noch gesetzestreue Bürger. Hermann aus Favoriten hat als Autofahrer kein Problem mit Radfahrern. Wenn er sich im Sommer auf sein eigenes Rad schwingt, dann bleibt er ordnungsgemäß auf Radfahrwegen und  fährt in die richtige Richtung der Einbahn.

Markus Kiesenhofer

Reinhard fährt in Wien sogar im Winter mit dem Rad und bestätigt im gleichen Atemzug die Gefährlichkeit dieser Leidenschaft: "Einmal haben's die Straßen nicht gesalzen und mich hat's zerlegt." Der Kärntner schwört auf seine speziellen Fahrradhandschuhe, welche sein Fahrverhalten eindeutig verbessern würden.

 

Markus Kiesenhofer

Hannos häufigstes Verkehrsdelikt ist laut eigenen Angaben das Überqueren roter Ampeln. Warum fehlt seinem Rad eigentlich das Licht? "Is mir Wurscht". Auch die Antwort auf die Frage, warum er denn keinen Helm trage, fällt ähnlich umfangreich aus: "Is mir ziemlich Wurscht".

(kies, derStandard.at, 29. Juli 2008)

Markus Kiesenhofer