Hans Jäger (60) ist Bergbauer und Agrarobmann in Ötzerau. Er lebt mit seiner Familie auf einem Bergbauernhof. Jäger hat acht Stück Vieh, vier Kühe und vier Jungtiere.

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Standard: Wofür genau braucht es Ihre Agrargemeinschaft?

Jäger: Wir bewirtschaften etwa 520 Hektar Wald, wir betreiben im Sommer eine Almhütte und im Winter eine Skihütte, die "Kühtaile Alm". Sie liegt im Skigebiet Hochötz.

Standard: Ist die Gemeinde mit der Arbeit zufrieden?

Jäger: Wir haben mit der Gemeinde schon 1954 einen Vertrag geschlossen. Darin steht, dass wir auch für die Erhaltung der Kapellen und Kirchen zuständig sind. Natürlich haben wir aber auch Siedlungsraum verkauft. Im Gegensatz zu anderen Agrargemeinschaften hat bei uns aber jeder Grund kaufen können, nicht nur ein Mitglied der Agrargemeinschaft. Deshalb sind wir sicher keine der reichen Agrargemeinschaften.

Standard: Auch Ihre Agrargemeinschaft muss jetzt aber die Erträge abgeben. Das Urteil gilt für alle.

Jäger: Das ist es ja. Mehr als 90 Prozent der Agrargemeinschaften arbeiten gut mit den Gemeinden zusammen. Und eine Handvoll führt sich kaiserlich auf. Das sind die großen Agrargemeinschaften mit großen Einnahmen. Wie Neustift und Schönberg. Da ist natürlich eine große Neidgenossenschaft herangewachsen. Das ist uns jetzt allen auf den Kopf gefallen.

Standard: Wie bewerten Sie das Urteil des Verfassungsgerichtshofes?

Jäger: Eigentlich wissen wir noch nichts. Wir wollen aber das Ergebnis der Expertenkommission, die von der Landesregierung eingesetzt wird, abwarten.

Standard: Und wie wird es nach diesem Urteil weitergehen zwischen Gemeinden und Agrargemeinschaften?

Jäger: Nach diesem Urteil wird sich die Tiroler Bevölkerung spalten. Es werden viele unzufrieden sein, weil sie meinen, dass es etwas zu holen gibt.

Standard: Gibt es etwas zu holen?

Jäger: Bei reichen Orten wahrscheinlich schon. Wenn aber etwa unserer Agrargemeinschaft die Einnahmen weggenommen werden, dann können wir unsere Arbeit nicht mehr machen. Gerade für die Arbeit im Wald brauchen wir Geräte, wir Bauern erhalten in Tirol 150.000 Hektar Schutzwald. (Verena Langegger/DER STANDARD Printausgabe, 31. Juli 2008)