Rekonstruktion eines Megalodon-Kiefers in New York

Ein lebensgroßes Megalodon-Modell wird in die Potsdamer "Biosphäre" gebracht

Sydney - Rechtzeitig zu den Olympischen Spielen vermelden Biologen neue Bestleistungen aus dem Tierreich. Australische Forscher rund um Stephen Wroe von der University of New South Wales haben die Gebisskraft des Weißen Hais und seines ausgestorbenen Verwandten detaillierten Tests unterzogen - und dabei Rekordverdächtiges festgestellt.

Die Forscher, die bereits die Gebisse von Landsäugern getestet haben (vgl. "Proceedings of the Royal Society" B, Bd. 272, S. 619), scheuten für ihre neue Untersuchung weder Kosten noch Mühen. Sie erzeugten im Computertomografen dreidimensionale Aufnahmen eines 2,4 Meter langen männlichen Hais und rekonstruierten das Gebiss und den Schädel in all seinen biomechanischen Details.

Danach testeten sie das Modell in verschiedenen Zuschnappszenarios und ermittelten für den Weißen Hai eine maximale Beißkraft von 1,8 Tonnen - vermutlich die stärkste aller lebenden Tiere, sagt Studienautor Steve Wroe. Zum Vergleich: Ein großer afrikanischer Löwe kann etwa 560 Kilogramm Beißkraft vorweisen, während Menschen höchstens mit 80 Kilogramm zubeißen.

Die Forscher entdeckten bei ihren Untersuchungen, dass Haikiefer zwar durch elastisches Knorpelgewebe zusammengehalten werden - im Gegensatz zu stabilen Knochen bei Knochenfischen -, doch das tut dem festen Biss keinen Abbruch, im Gegenteil. Für seine Opfer kommt außerdem noch die unangenehme Begleiterscheinung hinzu, "dass seine extrem scharfen, gezackten Zähne relativ wenig Kraft benötigen, um sich durch dicke Haut, Fett und Muskulatur zu schlagen", so Wroe.

Noch fester biss freilich ein ausgestorbener Vorläufer des Weißen Hais zu: Carcharodon megalodon, der bis zu 16 Meter lang war und mit einem Gewicht von 100 Tonnen rund 30-mal so schwer wie sein Nachfahre. Er schlug seine Zähne mit einer Kraft von 10,8 bis 18,2 Tonnen in seine Beute. Damit war er damit bis zu sechsmal so stark wie der berüchtigte Tyrannosaurus rex (3,1 Tonnen), so Wroe und Kollegen im "Journal of Zoology". Fossile Funde weisen darauf hin, dass Megalodons auch Jagd auf große Wale gemacht haben. Dabei bissen sie den Opfern zunächst den Schwanz und die Flossen ab, um sie an der Flucht zu hindern.

Das Landsäugetier mit dem im Verhältnis zum Gewicht festesten Biss ist übrigens der vom Aussterben bedrohte Tasmanische Beutelwolf, wie Wroe und Co vor drei Jahren ermittelten. Und den schnellsten Biss haben Termiten, maßen US-Forscher im Vorjahr: Die Insekten beißen mit 253,4 Kilometern pro Stunde zu. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5. 8. 2008)