Die große Welt spiegelt sich im Kleinsten", besagt ein chinesisches Sprichwort. Wenn die Wiener ihren Blick nach Mariahilf richten, können sie feststellen, dass an der fernöstlichen Weisheit auch hier im Westen etwas Wahres dran sein muss: Im sechsten Wiener Gemeindebezirk ist derzeit zu beobachten, wie eine Boulevardzeitung aus dem Hause Dichand zu einem lokalen Thema Meinung macht - und es kommt einem alles sehr bekannt vor.

Konkret hat der umtriebige Gastronomie-Unternehmer Bernd Schlacher die durchaus kühne Vision, ein Luxushotel auf dem denkmalgeschützten Flakturm im Esterhazypark in Wien-Mariahilf zu errichten. Der Turm selbst steht auf einem Hügel und ist mehr als 40 Meter hoch, der Hotelaufbau, wie ihn sich Schlacher vorstellt, ist mindestens ebenso hoch - mit viel Aussicht über ganz Wien. Mariahilf hat damit ein neues, modernes Wahrzeichen und alle sind zufrieden - dachte zumindest Schlacher. Er hatte nur leider nicht mit hochhausrenitenten Anrainern gerechnet.

Zum Glück hat der Szenegastronom einflussreiche Bekannte aus der Seitenblicke-Szene - darunter Heute-Herausgeberin Eva Dichand. Prompt titelte das Gratisblatt, nach zahlreichen "Pro"-Artikeln, vorwurfsvoll in Richtung Rathaus: "Hotel Flaktower: Alle sind dafür!" Noch wehrt sich der Wiener Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SPÖ): Er wisse nichts von dem Projekt, es gebe auch keine entsprechende Widmung - und überhaupt, die Anrainer ...

Es wird interessant sein, zu beobachten, wie lang das politische Bollwerk gegen den Boulevard im Kleinsten hält: In der großen Welt liegt es längst in Trümmern. (Petra Stuiber/DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2008)