Beruhigend bei Bewuchs: Die Grünflächen verlangen zurzeit vom Gast noch angeblich typisch Asiatisches: Geduld.

Foto: Linsberg Asia Spa

Blick in den Ruheraum.

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Der Außenpool.

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Niederösterreichische Katastralgemeinden mit 16 Einwohnern mussten bislang nur selten ihren guten Namen für panasiatische Tempel-fantasien hergeben. Da man aber im Fall des gestern eröffneten Linsberg Asia Spa von Beginn an alles richtig machen wollte, heißt dieses große Badehaus jetzt nicht "Bad Erlacher Thermenresort".

"Zu sehr nach Kuranstalt hätte das wohl geklungen", teilte der Hoteldirektor Herbert Fasching seinen ersten Gästen vor dem bambusbewehrten Whirlpool mit. Und wer bis jetzt nicht weiß, wo der Bad Erlacher Ortsteil Linsberg eigentlich zu finden ist, dem sei Folgendes mit auf den Weg gegeben: 45 Autominuten südlich von Wien und damit perfekt platziert für die Zielgruppe liegen das Vier-Sterne-Superior-Haus und die Therme.

Selbst beim Zeitpunkt der Eröffnung wollte man nichts dem Zufall überlassen: Die üppige Ausstattung des gestrigen Datums mit der chinesischen Glückszahl Acht machte es schließlich auch zum einzig richtigen Termin für den Beginn der Olympischen Spiele. Allerdings ging es bei der Planung eines Asien-Themen-Wellnessbetriebs auch um handfestere Dinge, die es zu berücksichtigen galt. Etwa darum, was man alles bei der Gestaltung eines Zen-Steingartens falsch machen kann. Das ließ sich die Errichtungsgesellschaft lieber gleich von Experten aus Japan erklären.

Reinhard List, der gemeinsam mit seinem Bruder Manfred und mit Konrad Pock, dem Geschäftsführer des Linsberg Asia Spa, das Management abdeckt, vermittelt aber sonst keineswegs den Eindruck, dass es bei der Errichtung Erklärungsbedarf gegeben hätte. So liegt die neue Anlage wohl am Rande eines Natura-2000-Schutzgebiets, aber darauf habe man in besonderem Maße Rücksicht genommen. Augenscheinlich wird das, wirft man einen schnellen Blick auf die Umgebung: Unüblich für ein Projekt dieser Größenordnung, bleibt die Baulichkeit auf drei Seiten von einem dichten Mischwald umfriedet. Und als man bei Baubeginn auf Zeugnisse keltischen Kulturerbes stieß, die in dieser Region keine Seltenheit sind, wurde die professionelle Ausgrabung gleich mitfinanziert. Es galt ja, den 8. 8. als Eröffungstermin keinesfalls zu verfehlen.

Auch der Umstand, dass die Gebrüder List an dieser Randzone eines Schutzgebiets bereits einen genehmigten und daher nichtveränderbaren Grundrissplan weiterzuentwickeln hatten, war fordernd. So sind die rund 36 m² großen 116 Standardzimmer zwar keineswegs eng, aber nicht ideal geschnitten. Gelöst wurde das Problem mit einer modularen Ausstattung, die das Zimmer der Länge nach "aufrollt": Balkon vor Bett, Bett vor Bad.

Und schließlich erwies sich selbst das Erlacher Thermalwasser nicht als einfach zu hebender Schatz: Von hervorragender Güte ist es zwar und per Bescheid zum Heilwasser erhoben - bloß ein wenig kalt. Mit rund 27° C kommt es aus der Erde und muss zum Wohle der Badenden auf dem Weg ins Becken erst erwärmt werden.

Keine Wassernot im Hotel

Bei der Trennung der Bereiche öffentliche Therme und Hotel wurde die Dimensionierung aber von Anfang an richtig eingeschätzt. Ein Hotelgast, der hier herkommt, kann, muss aber nicht auf die zusätzlichen acht (Zufall?) Pools des Thermalbads zurückgreifen. Ausreichend großzügig ist die Wasserfläche im Hotel bemessen, und das gilt auch für die Saunen und Ruhebereiche. Was die Gestaltung betrifft, mutet man hier dem Hotelgast im positiven Sinn noch eine Spur mehr Purismus zu als den Besuchern der öffentlichen Therme. Verwöhnt wird hier zusätzlich mit "offenem" Feuer hinter Glas, das vor allem den Liegebereichen ein wenig Strenge nimmt.

Und streng genommen sind es im Hotel auch nicht nur die mehreren hundert Statuetten aus Bali, die das panasiatische Konzept erkennen lassen. So trifft zum einen der ganzheitliche europäische Ansatz im Bereich der "Wohlfühl-Medizin" im Hotel auf einen traditionell chinesischen. Zum anderen ließ man sich bei der Gestaltung der Arbeitskleidung von japanischen Designlabels inspirieren. Und zu guter Letzt wurde für die Realisierung des Kulinarikkonzepts der "Asia Koch des Jahres 2007", Wini Brugger, verpflichtet.

In Bezug auf die asiatisch-internationale Küche hat man sich allerdings dazu entschlossen, einen gleich hohen Qualitätslevel in der öffentlichen Therme und im Hotel zu garantieren. Und das bedeutet auch, dass in die Schauküchen, die selbst mongolische Gerichte vor den Augen der Gäste zaubern, dennoch fast nur Produkte aus der Region kommen - 30 Bauern aus der näheren Umgebung wurden dafür in die Pflicht genommen.

Stilisierte japanische Glasschiebewände um einen Innenhof tragen dazu bei, dass denn auch der Architekturmix da und dort asiatisch geprägt wird. Vor allem dann, wenn diese Wände den Blick auf eine Gartenarchitektur freigeben, die sich ebenfalls asiatischer Elemente bedient: Künstlich angelegte Bächlein, die in schwarzem Granit gluckern, gehören mit Sicherheit dazu, ebenso wie geschickt als Sichtschutz geplante Hecken, die zum Glück keine Tujen sind. Allerdings: Tujen wären wahrscheinlich schneller gewachsen, und so muss man das Ergrünen rund um die gesamte Anlage vorerst noch mit asiatischer Gelassenheit erwarten können. Aber einen 8. 8. 2008 darf man eben nicht glücklos verstreichen lassen. Schon gar nicht, wenn noch vor der Eröffnung klar wird, dass der Wellnesstempel bereits zu 55 Prozent ausgelastet ist. (Sascha Aumüller/DER STANDARD/Printausgabe/9./10.8.2008)