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Gegen eine "Quotenmusik" sprechen sich die heimischen Parlamentsparteien aus.

APA/ORF/Schafler

Wien - Einig wie selten sind die Mediensprecher im STANDARD-Fragebogen gegen einen Mindestanteil österreichischer Musik/Inhalte für den ORF.

Josef Cap (SPÖ): So sehr ich die Anliegen der österreichischen Musikwirtschaft auch verstehe, so sehr muss ich leider auch betonen, dass diese Idee grundsätzlich schwierig zu realisieren ist. Diese liegen vor allem im Europäischen Gemeinschaftsrecht, im Hinblick auf das Diskriminierungsverbot von Musik aus anderen Mitgliedstaaten. Möglich wäre allenfalls ein gewisser Anteil einer Quote in deutscher Sprache. Allerdings genießt der ORF bei der Programmgestaltung eine gewisse, auch verfassungsrechtlich garantierte Autonomie.

Ich glaube nicht, dass starre Quoten der Weisheit letzter Schluss sind, sondern dass letztlich immer noch der Publikumsgeschmack im Wettbewerb um Hörer und Seher ausschlaggebend ist. Sehr begrüßen würde ich allerdings die in letzter Zeit wieder ins Gespräch gebrachte Selbstverpflichtung des ORF.

Franz Morak (ÖVP): Als langjähriger Gegner einer Quote war ich der Meinung, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinem gesetzlichen Auftrag nachkommt und das große Potential österreichischer Kreativer im ganzen Spektrum der Produktion (TV und Radio) erkennt und ausschöpft. Die Legitimation des ORF ist nicht die Akkumulation von Personal und das Abspielen ausländischer Programme.

Wenn man die einzig verlässlichen Zahlen - nämlich die der AKM - heranzieht, kommt man gezwungenermaßen zu dem Schluss, dass bei der Darstellung des österreichischen musikalischen Schaffens im ORF ein Defizit vorliegt. Da die ORF-Führung das anders sieht, ist eine Beschwerde beim BKS anhängig. Zum Vergleich: Im europäischen Durchschnitt beträgt der Anteil heimischen Musikschaffens jeweils rund 40%.

Stefan Schennach (Grüne): Ich bin gegen fixe Quoten, aber der öffentlich-rechtliche Sender hat die Verpflichtung (Selbstverpflichtung) österreichisches Musikschaffen auch zu transportieren.
Der ORF hat dies in der Vergangenheit viel zu wenig gemacht, die Kritik ist berechtigt. Hier geht es auch um die Unterstützung der heimischen Szene, die sich
nicht in Starmania erschöpfen kann.

Harald Vilimsky (FPÖ): ORF bedeutet „Österreichischer Rundfunk", daher hat er auch die Aufgabe, gerade heimische Künstler, wie eben Musiker, Literaten, sowie umfassende Informationen und Dokumentationen über unser Land ganz besonders zu fördern. Ich halte hier allerdings nichts von Zwangsmaßnahmen, da der Markt entscheidet, welche Musik gehört wird und welche nicht. Es darf jedoch nicht so sein, dass österreichische Musik quasi „Sendeverbot" erhält, wie dies ja früher quasi der Fall war.

Gerade junge Nachwuchstalente sollten die Möglichkeit erhalten, im ORF ihr Können unter Beweis zu stellen und somit ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen, aber auch sollten Regionen und Orte mit ihren Besonderheiten und Attraktionen in Österreich vorgestellt werden, was vor allem dem Tourismus dienlich wäre. So wie es den Serienmontag oder den Comedydonnerstag gibt, könnte auch das Abendprogramm eines Tages für österreichische Produktionen unter dem Motto „Das ist Österreich - unser Heimatland" eingerichtet werden.

Peter Westenthaler (BZÖ): Das BZÖ steht gegen jede Form von Diskriminierung und Quoten. Die österreichische Musikszene hat in den letzten Jahren bewiesen, dass sie mit zeitgemäßen Produktionen durchaus international mithalten kann und damit auch gespielt wird. Gespielt wird was gefällt - that`s it! Mehr Österreich würde aber sicher gut tun. (fid/Langfassung/DER STANDARD; Printausgabe, 13.8.2008)