Wien - Bei der SPÖ stößt das Ansinnen der ÖVP, noch vor der Nationalratswahl ein Familienpaket zu beschließen, grundsätzlich auf Gegenliebe. SP-Bildungsministerin Claudia Schmied zeigte sich am Mittwoch in einer Aussendung "erfreut", hielt jedoch zugleich einmal mehr die Position der SPÖ fest: Statt Kindergartenjahr will man dort ein "Bildungsjahr". Die Pläne für eine Erhöhung der Familienbeihilfe begrüßte Schmied.

Das Bildungsjahr soll nach Vorstellungen der SPÖ am Vormittag verpflichtend, am Nachmittag freiwillig und jedenfalls gänzlich kostenlos sein. Ziel sei, die Kinder von Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen "bestmöglich spielerisch auf den Schuleinstieg" vorzubereiten. "Alle Eltern sollen die Möglichkeit haben, ihr Kind ganztägig kostenlos gut fördern und betreuen zu lassen", erklärte Schmied. Bei der ÖVP will man freilich nur die Vormittagsbetreuung gratis anbieten und das Kindergartenjahr für Fünfjährige tunlichst nicht mit schulischer Bildung in Zusammenhang bringen.

Häupl verspricht genügend Personal

"Wie das heißt, ist mir eigentlich total wurscht". Wiens Bürgermeister Michael Häupl will ein verpflichtendes Vorschuljahr, die Diskussion darüber, wie es sich nennt, hält er für überflüssig. "Den Unterschied zwischen einem Vorschuljahr und einem verpflichtenden letzten Kindergarten-Jahr muss mir mal einer erklären", meinte Häupl gestern bei einem Pressegespräch in Richtung ÖVP.

Ob dafür auch genügend Personal in Wien verfügbar ist? "Wenn das umgesetzt wird, werden selbstverständlich ausreichend KindergärtnerInnen da sein", verspricht Häupl. Momentan wäre noch nicht genug Personal für das zusätzliche Jahr da - "Natürlich nicht, sonst würden die ja jetzt herumsitzen und wüssten nicht was sie tun".

ÖVP-Seniorenbund-Obmann Andreas Khol zeigte sich am Mittwoch bei einer Pressekonferenz überzeugt, dass die Erhöhung der Familienbeihilfe um eine 13. Rate kommen werde. Wann genau sie beschlossen werde, ist seiner Ansicht nach allerdings "Jacke wie Hose": Hauptsache sei, dass das Zusatz-Geld rückwirkend noch heuer ausbezahlt werde. (APA/az/derStandard.at, 13. August 2008)