Picus

Freitag kennt praktisch jeder. Gemeint ist, sozusagen, der Herr Freitag, der aus dem Roman Robinson Crusoe von Daniel Defoe. Jetzt kommt Herr Montag - ehrlicherweise sei hier angemerkt, dass es ab nun auch einen Herrn Dienstag, einen Herrn Mittwoch usw. gibt. Entscheidend ist aber nur der erste Mann. Herr Montag hat verschlafen heißt das Bilderbuch von Wibke Brandes.

In der Stadt Heute, "irgendwo zwischen Gestern und Morgen" gelegen, geht alles seinen geregelten Gang. Immer. "Sobald Herr Mittwoch wach ist, begibt sich Herr Dienstag zur Ruhe." Der Schuhmacher repariert daraufhin Schuhe, Frau Hübsch gießt ihre Blumen. Immer. Keine Ausnahmen. Bis eben Herr Montag verschläft. Und damit alles durcheinanderkommt.

Brandes erzählt davon, nicht in Routinen zu erstarren, auszubrechen aus dem gewohnten Trott. "Eigentlich fand ich es ganz aufregend, alles war irgendwie anders als sonst", meint etwa Oma Else. Das Buch ist liebevoll, bunt gezeichnet, der Text ist knapp gehalten. Vor allem auf den ersten Seiten sind die Anfangssätze Varianten des gleichen Motivs: Herr X geht schlafen, Herr Y steht daraufhin auf.

Das kann beim Vorlesen schon auch ein bisschen monoton werden. Andererseits verstärkt dieser sprachliche Aufbau den Alltagstrott der gezeichneten Personen - man lauert richtig darauf, dass Herr Montag verschläft. Verschlafen mit so netten Folgen würde man sich im eigenen Fall der Fälle auch erhoffen. (Peter Mayr / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17.8.2008)