Mit seiner Erbschaft, wenig Arbeit und viel Spaß bringt es Tom Rakewell zu zweifelhaftem Ruhm.

Foto: Theater an der Wien

Zwei Seelen wohnen, ach, in seiner Brust. Die eine will ein geordnetes Leben, die andere zieht es zu Laster und Unmoral: "A Rake's Progress", "Der Werdegang eines Wüstlings" - diese Serie von acht satirisch-gesellschaftskritischen Kupferstichen des englischen Zeichners William Hogarth hat Igor Strawinski bei einem Ausstellungsbesuch im Chicago Art Institute inspiriert. Er komponierte daraufhin seine einzige abendfüllende Oper.

Gemeinsam mit den Librettisten Auden und Kallman schuf Strawinski eine mit schwarzem Humor gespickte Komödie. Sie erzählt in Episoden die unschöne Karriere eines Tunichtguts, der durch eine Erbschaft wohlhabend gewordenen ist: Tom Rakewell.

Tom und der Teufel

Tom Rakewell macht sich auf, anderen das Fürchten zu lehren: Mit seiner Erbschaft, wenig Arbeit und viel Spaß bringt er es im Bordell zu zweifelhaftem Ruhm. Rat und Antrieb bekommt er dabei vom zwielichten Nick Shadow, der ihn von seiner Braut Anne Trulove weglockt. Stattdessen verkuppelt er Rakewell mit einer Jahrmarktsattraktion, der bärtigen und tobenden Türkenbab. Weitere Eskapaden treiben die Tom in den Bankrott. Nick entpuppt sich gar als der Leibhaftige auf Seelenfang. Mit Annes Hilfe kann Tom zwar seine Seele retten, nicht aber seinen Verstand: Er stirbt im Irrenhaus.

"Lasst uns zu den alten Meistern zurückkehren und es wird ein Fortschritt sein!", sagte Strawinski. In seiner mit einem Augenzwinkern komponierten Musik zu "The Rake's Progress" orientierte er sich an Händel und Mozart, Rossini und Bellini und schuf eine neoklassizistische und rhythmisch komplexe Nummernoper mit in sich geschlossenen Arien, Duetten und Chören.