Zur Person

Christoph Warhanek ist Organisationsberater und Geschäftsführer von Warhanek & Network und Autor mehrerer Bücher.

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STANDARD: Teambuilding, Leadership, Persönlichkeitsentwicklung - laut den Anbietern ist alles trainierbar. Aber ist all das auch wirksam?

Warhanek: Beim Qualifikationserwerb funktionieren die Weiterbildungsprogramme. Werden aber Trainings gemacht, weil sie gerade in Mode sind, dann nützen sie im beruflichen Alltag fast gar nichts. Ihnen fehlt der Bezug zur Organisation. Durch ein Training kann zwar die Persönlichkeit, nicht aber die Organisation geändert werden. Dafür braucht es Programme, die im Einklang mit dem Change-Management-Prozess stehen. Alles andere ist eine Symptomkur.

STANDARD: Wo liegt der Hund begraben?

Warhanek: Ohne Planung macht es wenig Sinn. In Unternehmen werden Trainings gerne als „fringe benefit" eingesetzt und haben dann eher einen Wellnesscharakter. Der Nachteil dabei ist, dass dadurch Lernen und Trainieren in ein schiefes Licht gerät. Firmen sollten ehrlicher und direkter mit den Mitarbeitern kommunizieren, was der Grund dafür ist, und sich aus organisatorischen Spielchen heraushalten. Führungskräfte wollen sich profilieren, indem sie die Spendierhose anhaben. Darüber hinaus beschäftigen sich Trainingsanbieter oft nicht ausreichend mit den Angelegenheiten der Organisation.

STANDARD: Wie findet eine Organisation das richtige Training und den geeigneten Anbieter?

Warhanek: Der Beginn muss ein genauer Befund sein, was das Unternehmen braucht. Nur so kann Umfang und Ziel definiert werden. Bei der Planung sollte man immer bereits für das nächste Budgetjahr denken, denn gute Anbieter sind nicht bereits im nächsten Monat verfügbar. Bei der Auswahl der Anbieter hilft der Erfahrungsaustausch mit anderen Firmen. Einfach deshalb, weil man glaubt, irgendetwas in diese Richtung machen zu müssen, auf Trainingsmethoden zurückzugreifen, die gerade en vogue sind, ist jedenfalls nicht zielführend.

STANDARD: Ihre Einschätzung zu Trainingserfolg, gemessen an der investierten Summe?

Warhanek: Henry Ford hat über die Budgetmittel, die in Werbung fließen, einmal gesagt: „50 Prozent sind rausgeschmissenes Geld, ich weiß aber nicht, welche." Für Trainings ist diese Aussage noch freundlich. In Deutschland beträgt der Umsatz mehrere Milliarden Euro.

STANDARD: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Unternehmensgröße und Wirksamkeit von Trainings?

Warhanek: Große Unternehmen können sich zwar eine eigene Bildungsabteilung leisten, aber auch sie sind nicht vor unwirksamen Trainings gefeit. Erst wenn Weiterbildung als Führungsaufgabe wahrgenommen wird, werden auch Trainings wirksamer. Wie schon Hertha Firnberg gesagt hat: "Bildung ist viel zu wichtig, um sie den Bildungsverantwortlichen alleine zu überlassen." (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, Printausgabe, 23./24.8.2008)