Wien - Er hat stets ein Lächeln auf den Lippen. Das volle Haar ist sorgfältig frisiert, der Anzug sitzt perfekt und ist aus feinem Tuch. Die blankgeputzten Schuhe komplettieren das gepflegte Erscheinungsbild von Fred Vavrousek, Chef des Presse- und Informationsdienstes (PID, MA 53) und Bereichsleiter für Medien und Kommunikation. Wer genau hinter der perfekten Fassade steckt, wissen nur die wenigsten.

Bekannt ist, dass Vavrousek in seiner Funktion 43,2 Millionen Euro jährlich für Inserate, Kampagnen und andere Aktionen der Stadt an Medien und Agenturen verteilt. Auch der Betrag von 62 Millionen Euro wird in Zusammenhang mit Medienkooperationen erwähnt. Wie viel genau und ob es Sondertöpfe, für die Wahlen etwa, gibt und wo sie geparkt sind, wissen nur wenige.

Vor einem halben Jahr verkündete Vavrousek (57) - freilich nur intern - seinen Rücktritt. Die Doppelbelastung als PID-Chef und als Bereichsleiter führte er damals, gegenüber Vertrauten, als Grund an. Von Rücktritt kann in Wahlkampfzeiten freilich nicht mehr die Rede sein. Christoph Ronge, Pressesprecher des Bürgermeisters, der schon als neuer PID-Chef gehandelt wurde, werde von Häupl gebraucht, heißt es offiziell.

Inoffiziell heißt es, bei dieser Doch-nicht-Rochade solle, wie so oft in der jüngeren Vergangenheit, angeblich wieder die Familie Dichand ihre Finger im Spiel gehabt haben. Sie habe gewünscht, dass Vavrousek bleibt. Der Kurier umschrieb das Anfang Juli elegant mit "Intervention von höchster medialer Seite". 2003 beschrieb die Krone Vavrousek jedenfalls, als er den Hofrat-Titel verliehen bekam, als ",Sir' unter den Rathaus-Granden, der wegen seines stets überaus noblen Auftretens hervorsticht".

Oftmals wurde dem PID von der Opposition unterstellt, rote Parteipropaganda zu betreiben. Diese Vorwürfe hatte Vavrousek stets dementiert. Auch der Rechnungshof, der den PID vor zehn Jahren prüfte, stellte keine von der Opposition vermutete illegale Parteienfinanzierung fest. Er kritisierte aber, dass bei der Vergabe von Aufträgen die Vergaberichtlinien der Stadt und die Ö-Norm nicht eingehalten wurden. Vavrousek verwies auf den großen Zeitdruck.

Zuletzt hatten sich Grüne, ÖVP und FPÖ daran gestoßen, dass der PID einen Acht-Jahres-Vertrag mit dem Bohmann-Verlag abgeschlossen hat. Kosten: 117 Millionen Euro. Durch die "sündteure Bürgerbelästigungskampagne" werde den Wienern "die Ideologie der SPÖ eingepflanzt", kritisierte VP-Klubchef Matthias Tschirf.

Mit dem Compress Verlag hat der PID einen Vertrag über "Leistungen im Rahmen der Auslandskommunikation" abgeschlossen. Laufzeit: zehn Jahre. Gesamtkosten: 146,4 Millionen Euro.

Bei Vavrousek wird nicht nur die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt gemacht, auch die Pressesprecher der Stadträte sind dem PID zugehörig. Wiener Stadträte haben durchschnittlich 2,2 Medienarbeiter. Minister im Vergleich nur 1,2.(Marijana Miljkovic, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23./24.8.2008)