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Edip Sekowitsch in seinem Element als Boxweltmeister.

Foto: APA/Pfarrhofer

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Sekowitsch wurde vor seinem Lokal "Champ's Pub" ermordet aufgefunden.

epa/Neubauer

Wien – Ein Mord sorgte Dienstag früh für Fassungslosigkeit unter den Anrainern des Lokales "Champs Pub" am Wiedener Gürtel. Gegen 6 Uhr früh wurde der 50-jährige Ex-Boxer Edip Sekowitsch tot vor seinem Lokal aufgefunden. "Motiv gibt es derzeit noch keines, geplant dürfte der Mord aber nicht gewesen sein, eher ein Streit", vermutet Thomas Stecher von der Kriminaldirektion 1.

Zur Messerstecherei dürfte es in den frühen Morgenstunden gekommen sein. Sekowitsch soll durch vier Messerstiche in den Hals tödlich verletzt worden sein. Das Messer ließ der Täter am Tatort zurück. Stecher bestätigte das "Auffinden eines blutverschmierten Messers in einem Blumentrog des Nachbarlokals". Ein 26-jähriger Russe, "der mit dem Tathergang in Zusammenhang stehen könnte", wurde bereits festgenommen. Er soll blutverschmiert neben der Leiche des Ex-Boxweltmeisters angetroffen worden sein. Der Mann gilt als verdächtig, er wurde bereits verhört. Zeugen geben an, dass der mutmaßliche Täter schon im Lokal Streit gesucht habe. "Wir suchen noch einen dritten Mann, der möglicherweise beteiligt war. Ansonsten werden wir das Motiv vermutlich nie erfahren", sagt Stecher.

Profikarriere mit Tiefen

Sekowitsch war als "Stier von Serbien" bekannt, seinen ersten Triumph feierte er 1988, als er sich den WM-Titel im Superweltergewicht erboxte. Die große Stunde des 1980 nach Österreich gekommenen Serben schlug dann im Juni 1989, als er in Rüsselsheim den Deutsch-Spanier Jose Varela nach 5:17 Minuten ausknockte und sich danach den EM-Gürtel umschnallen durfte. Zwei Monate später war er den Titel schon wieder los. Im November 1989 kassierte der damals ins Mittelgewicht umgestiegene Boxer in einem WBC-Kampf in Mödling gegen den Argentinier Hugo Antonio Corti eine klare Punkte-Niederlage und verkündete unmittelbar danach sein Karriereende. Im März 1991 trieb es "Schesko" wieder zurück in den Ring. Er besiegte den US-Amerikaner Eric Cole, um wenige Wochen später neuerlich seinen Rücktritt zu erklären. Diesen revidierte er zunächst 1993, dann 1997. Es folgte ein Sieg im offiziellen Profi-Abschiedskampf im Oktober 2000 gegen den Südafrikaner Jongi Gibson-Kamka.

Am 1. Juni dieses Jahres ließ Sekowitsch zum letzten Mal innerhalb der Seile seine Fäuste sprechen und schlug in der Lugner City den 26-jährigen Deutschen Steve Klockow in der ersten Runde k. o. Dienstag früh erfüllte sich ein Sekowitschs Zitat: "Außerhalb des Ringes geht es noch viel brutaler zu als bei uns. Da gibt es keine Regeln, keine Ringrichter und alle Schläge sind erlaubt." (APA, ver, Der Standard Print-Ausgabe 27.08.2008)