Screenshot: Redaktion

Hätte George Orwell (1903-1950) heute gelebt, er wäre unter die Blogger gegangen - ist Jean Seaton überzeugt. Und als Professorin der University of Westminister in London, die den Orwell Prize für politischen Journalismus verwaltet, sollte sie den britischen Autor von "Farm der Tiere" und "1984" ja eigentlich recht gut kennen.

Blog

Um das Orwell'sche Gedankengut vor allem einem jüngeren Publikum zugängig zu machen, werden dessen diverse persönliche und journalistische Aufzeichnungen seit kurzem in Form eines Webtagebuchs (Blog) - um 70 Jahre zeitversetzt - veröffentlicht. Die Online-Leser können dazu ihre Kommentare abgeben und erhalten obendrein weiterführende Hyperlinks zu benutzten Begriffen und Wörtern - wie etwa Blackberry, worunter Orwell sich mit Sicherheit noch kein Smartphone, sondern eine Brombeere vorstellte.

Schnipsel

"Solange ich lebe und gesund bin, werde ich immer das Antlitz der Erde lieben und meine Freude an handfesten Themen und Schnipseln von unnötiger Information haben", charakterisierte Orwell einst seine Art, ein Tagebuch zu führen.

Bis mindestens 2010

Und diese Freude war eine sehr umfangreiche: Seine gesammelten Schriften, deren Originale sich im Orwell-Archiv am University College in London befinden, umfassen mehr als 20 Bände. Stoff genug, um den Blog mindestens bis 2010 fortführen zu können, wie Seaton der New York Times erzählte.

Zeitungen

Wie jeder gute politische Blogger durchforstete Orwell die Zeitungen seiner Zeit, sammelte Ausschnitte und beobachtete Strömungen in der öffentlichen und politischen Meinung. Orwell beendete seine Tagebucharbeit 1942, als er mit den ersten Notizen für "1984" begann. (Karin Tzschentke / DER STANDARD Printausgabe, 26.08.2008)