Ansicht der Ausstellung "En Face / Surface"

Foto: Galerie Grita Insam

Kunstwerke haben Oberflächen, und deswegen wäre die Ausstellung "en face / surface" in der Galerie Grita Insam prinzipiell beliebig erweiterbar.

Üblicherweise gilt die Bewertung "oberflächlich" nicht unbedingt als Prädikat. In der Galerie Insam zeigt sich zurzeit allerdings, dass die Oberflächenbeschaffenheit von Bildern, Objekten und Installationen in ganz unterschiedliche Tiefen führt: Zum einen wären da die "Gemälde" von Robert Adrian X, Benjamin Cottam oder Stefan Sandner, die die Geschichte der Malerei entlang ihrer Oberfläche voranzutreiben versuchen:

Robert Adrian X stellt mit seinem "o. T. (black painting)" von 1988 einen Bezug zur analytischen Malerei der 70er-Jahre her und setzte der aufkommenden Medienkunst die Materialität der Farbe entgegen, während Benjamin Cottam mit seinem minimalistischen Bild die Relevanz der Betrachterperspektive betont. Stefan Sandner erleichtert die Geschichte der Malerei, indem er ein simples Post-it abgemalt hat, und im "Spiegelstück" von Roland Kollnitz taucht dann noch einmal eine Haftnotiz auf: "Fit for fun".

An der Wand hängt ein Stück Sternparkett, das Fabian Seiz ins Dreidimensionale transformierte, und während Fernanda Gomes mit einem heißen Kochtopf weißes Büttenpapier strukturierte, hat Tania Kitchell mit in Papier getriebenen Nadelstichen Kälte "sichtbar" gemacht.

Inhaltlich haben ihre poetischen (Um-) Strukturierungsversuche zwar kaum was mit den fotografierten Realitätsausschnitten von José Manuel Ballester, Gerold Tagwerker oder Bitter/Weber gemein, dafür wird man via Oberfläche hinein in spannende Räume, Zeiten und Kunstgeschichten geführt. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2008)