Portois & Fix war einer der von Kolo Moser beauftragten Produzenten: Hier die um 1900 ausgeführte Anrichte aus dem Ensemble "Der reiche Fischzug" . Unten:das Fabrikationsschild der Wiener Möbelmanufaktur.

Foto: Bel Etage/ Wolfgang Bauer
Foto: Bel Etage/ Wolfgang Bauer

Wien - Wäre es nach dem ursprünglichen Entwurf Max Fabianis gegangen, dann hätte es die Diskussionen um die ornamentlose Fassade des Looshauses am Michaelerplatz wohl nie gegeben. Der 1910/11 von Adolf Loos für Goldman & Salatsch ausgeführte Bau wurde wegen der fehlende Fenstergesimse von Kritikern auch das Haus ohne Augenbrauen genannt. Dem vorläufigen Baustopp und der Drohung seitens der Gemeinde, die Fassade auf Kosten des Eigentümers selbst dekorieren zu lassen, folgte das Zugeständnis in Form bronzener Blumenkisten.

Es mag deshalb nicht wundern, dass Fabianis erste Planentwürfe für das Geschäftshaus von Portois & Fix in der Ungargasse nie einen Genehmigungsstempel erhielten. Die gesamte Front des Hauptgeschoßes hätten in monochromem Grün gehaltene Keramikkacheln aus Zsolnay zieren sollen, ohne weitere ornamentale Elemente oder anderem Dekor. In Wien um 1900 und selbst in der Vorstadt, wozu der dritte Wiener Gemeindebezirk damals gehörte, ein absolutes Unding.

Zum Skandal kam es aufgrund diverser Änderungen freilich nicht. Die Details kann man in einem hochinteressanten Katalogbeitrag von Peter Haiko nachlesen, der dieses Kapitel aus den Tiefen der Wiener Architekturgeschichte barg. Der Anlass: die Aufarbeitung der Firmengeschichte von Portois & Fix, einem Wiener Ausstattungsunternehmen. Sie liegt nun in einem ausführlichen, vom "Wagner:Werk Museum Postsparkasse" herausgegebenen Katalog vor, dessen Publikation von einer kleinen Ausstellung im hauseigenen Museum (noch bis zum 1. September) begleitet wird. Eva B. Ottilinger, Kuratorin im Hofmobiliendepot, widmete sich mit der für sie typischen und auch für Nichtkunsthistoriker leicht verdaulichen Akkuratesse der Produktpalette.

"Französischer Esprit und Wiener Moderne" , so der Titel ihres Katalogbeitrages und der Ausstellung, beleuchtet die anfängliche Stilmöbelproduktion und damit die Nachahmung historischer Epochen ebenso wie die verhältnismäßig kurze Glanzzeit mit Auftraggebern wie Otto Wagner, Josef Hoffmann oder Kolo Moser. In der Ausstellung werden rund zehn Ausführungen gezeigt, darunter Leihgaben des Hofmobiliendepots aus dem Jagdschloss Mayerling sowie des MAK Museum für angewandte Kunst. Den Löwenanteil aber hat der Kunsthandel beigestellt, konkret Wolfgang Bauer (Bel Etage/ Wien). Für den Jugendstilspezialisten ist Portois & Fix rückblickend mehr als nur einer unter vielen Möbelproduzenten, im Gegenteil. Für ihn gehört das 1881 gegründete Unternehmen in der Zeit von 1900 bis 1910 zu "den fünf besten Möbelmanufakturen Wiens, gleichbedeutend etwa mit Johann Soulek, Friedrich Otto Schmidt oder Johann Niedermoser" . Zu den bekanntesten Beispielen zählt ein Speisezimmerensemble von Kolo Moser, aufgrund des Dekors auch "Der reiche Fischzug" genannt.

Diese Einrichtungsgruppe wurde später von der Kunst-Möbel-Fabrik August Ungethüm kopiert, um authentische Moser-Entwürfe handelt es sich damit aber nicht. Solche Nachahmungen kommen sporadisch auf den Markt. Im Jahr 2000 bot das Dorotheum ein 12-teiliges Ensemble: Im Katalogtext nannte Expertin Gerti Draxler Portois & Fix als Produzenten, korrekt wäre es die Firma Ungethüm gewesen, wie auch ein Blick auf die innere obere Schranktür gezeigt hätte, wo das Fabrikationsschild "Ungethüm" angebracht war.

Das auf 51.000 bis 65.000 Euro taxierte Ensemble blieb unverkauft. Aktuell offeriert Patrick Kovacs eine weitere Ungethüm-Version, von ihm fachlich keck "à la Kolo Moser" bezeichnet, für 28.000 Euro. Die original zu dem Ensemble gehörenden Teile sind sehr selten. Den zugehörigen Verwandlungstisch reichte Wolfgang Bauer 2006 im Rahmen einer Kunstmesse in Paris an einen europäischen Sammler weiter. Seine in der aktuellen Ausstellung gezeigten Schützlinge stehen allesamt zum Verkauf: Dazu gehört eine von Josef Hoffmann 1901 entworfene und Portois & Fix ausgeführte Vitrine mit Herzblattornamentik (180.000 Euro) und vor allem die von Robert Fix entworfene Speisezimmerausstattung in Makassar-Ebenholz mit ungewöhnlichen Kupferbeschlägen ebenso wie der für 18 Personen ausziehbare Esstisch sowie ein großes Buffet (60.000 Euro).

Die von Max Fabiani für das Geschäftshaus "Artaria" kreierten Stühle gibt es in einer Formation von acht Exemplaren für 30.000 Euro. Die bislang teuersten Exponate aus der Produktion von Portois & Fix stammen von Kolo Moser und tragen den ebenfalls am Dekor orientierten Titel "Verwunschene Prinzessinnen" : Ein vierbeiniger, mit der Version im Kunstgewerbemuseum Budapest vergleichbarer Eckschrank wechselte in Monaco 1984 für umgerechnet rund 320.000 Euro den Besitzer. Die der 1900 öffentlich präsentierten dreibeinigen Ausführung am nächsten stehende kam zuletzt 2002 in London auf den Markt und war 2007 im Rahmen der Kolo-Moser-Ausstellung im Leopold Museum zu sehen. Sie erzielte - vor allem ob der massiven Restaurierungen und Ergänzungen - mit umgerechnet 182.000 Euro bei Christie's deutlich weniger.

Einige der hochdotierten Beispiele heimischen Jugendstil-Mobiliars wurden von Portois & Fix ausgeführt: Ausstellung bis 1. September im "Wagner:Werk Museum Postsparkasse" . (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2008)