Foto: www.lostorpedos.org

Wenn der weiße Mann auf den Blues kommt, weinen die Tiere. Man denke nur an den akademisch eingebildeten Eric Clapton und dessen musikschullehrerhafte Etüden in Sachen blaugetönte Gefühle, auf die nicht nur er selbst, sondern auch sein (weißes) Publikum immer wieder hereinfällt. Auf diesem also schwierigen und gefährlichen Terrain der Anmaßung gibt es aber immer wieder auch prächtig dilettierende Ausnahmen.

Dass diese nicht unbedingt am Mississippi wohnen müssen, wo sie sich mit Mutti das Bett teilen, sondern sogar in Linz an der Donau das Gemüt glaubhaft ins Ungemach verziehen können, beweisen Los Torpedos. So nennt sich ein scharfer Dreier, der mit Basshupe, Rumpelschlagzeug, Drecksgitarre und Instrumenten aus der Sandkiste (Kazoo!) die eine oder andere Träne buchstäblich zerquetscht.

Mit Oysters And Wine veröffentlichte man nun das dritte Album, das erste seit dem tragisch frühen Tod des Gründers des Trios, Heinz Raberger, der am 1. Mai 2003 während eines Auftritts starb. Ihm wird auf Oysters And Wine der Lost Torpedos Blues nachgeweint, in dem die wunderbare Zeile "always knew the answer, didn't care if right or wrong" nicht nur den "leader of the gang" beschreibt, sondern auch das Selbstverständnis, mit dem hier der Weg von Chicago nach New Orleans durchmessen wird. Dass dabei bei jedem Wirt die Qualität des Angebots kontrolliert wird, gehört zum Arbeitsethos. Neben Eigenkompositionen deutet, biegt und prügelt man Immergrünes aus fremden Federn Richtung Blues, Walzer und L'amour-Hatscher.

Dass die berühmte Melodie von Procol Harums A Whiter Shade Of Pale auch ohne träges Georgel prächtig einfährt, zeigt sich dabei ebenso, wie dass die Ode an Delilah selbst im Vollrausch nichts an Überzeugungskraft verliert. Im Gegenteil. 15 beherzte Sumpfblüten fördern Los Torpedos derart zutage - ein Strauß für alle Ohren. Wohlsein. (flu / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.8.2008)