Wien - Keine Minute Schonfrist gewährten einander die ehemaligen Regierungspartner Wilhelm Molterer und Jörg Haider beim ORF-Duell am Donnerstag. Gleich zu Beginn stellte der orange Landeshauptmann fest, dass es dem BZÖ einst als Regierungspartei "besser gelungen ist, die ÖVPzu überzeugen, soziale Politik zu machen".

„Jetzt ist er wieder einmal da, das wechselt ja offensichtlich", höhnte Molterer darauf, eine Anspielung, dass Haider im Wahlkampf erneut das Amt des Parteichefs übernommen hat.
Beinahe die halbe Sendung lang wurde dann über die Bekämpfung der Teuerung gestritten. Haider wandte sich mit zum Teil dramatischen Appellen an den Finanzminister, der darauf beharrt, dass es eine Steuerreform erst 2010 geben wird: „Geben Sie Ihrem Herzen einen Stoß!", forderte Haider Molterer auf, denn: „Jetzt haben wir die Katastrophe der Teuerung." Immer wieder betete der Landeschef herunter, was er in Kärnten schon alles als Inflationsausgleich veranlasst habe: Schulstartgeld eingeführt, Wohnbeihilfe angehoben, Geld für die Familien lockergemacht, und, und, und. Haider schlug Molterer 200 Euro Bonus bei der Lohnsteuer plus einen Kinderzuschlag von 50 Euro vor.

Doch der Vizekanzler hielt ihm seine „Verantwortung für das Gesamte" entgegen - und prangerte den hohen Schuldenberg in Kärnten an. Seit dem Jahr 2004 habe das Land seine Gesamtverschuldung verdoppelt, nach der Pro-Kopf-Rechnung bedeute dies, dass mittlerweile jeder Kärntner rund 4000 Euro in der Kreide stehe. Molterer: „Sie haben sich sehr viel von der SPÖ abgeschaut, nämlich zu verteilen!" Dazu verwies er auf die noch für heuer geplante 13. Familienbeihilfe und die Ausweitung der Pflegeförderung.

Einen Schlagabtausch lieferte man sich auch rund um den Umgang mit straffällig gewordenen Asylwerbern. Dazu, dass Haider ein Kind in einen Bus nach Traiskirchen gesetzt hat, meinte Molterer: „Sowas macht man nicht!" Haider nannte ihn dann „Pater Willi".

Zu einer künftigen Koalition war beiden keine eindeutige Aussage zu entlocken. Haider meinte, dass sich die ÖVP ändern müsse. Sie neige dazu, ihre Partner absichtlich zu schwächen: „Einmal muss der Gusi weg, einmal muss der Haider geschwächt werden, einmal muss der Vranitzky weg." (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Printausgabe, 29.8.2008)