Obwohl ich es mir vorgenommen hatte, nicht alle mit den neuesten News von Stuhlzusammensetzung des Wurms, von seiner Fähigkeit, in drei Tonlagen zu krähen oder von seiner Hassliebe zu Badewasser zuzuquatschen, ist es genau umgekehrt. Ich rede nur noch über Babyzeug.

In Moskau traf ich den Motorchef vom Mitbewerb, einst Standard-Autor. Auch er: Jungvater. Der Wurm und er tragen außerdem den gleichen Vornamen. Ein willfähriges Opfer für mich. Nach Austausch der obligaten Fakten über Schlafentzug und die neue Gefühlswelt wunderten wir uns darüber, dass wir nicht einen einzigen Kinderwagen sahen. Ich hatte erwartet, wir würden von Armadas perfekt geschminkter, telefonierender und dabei unbeeindruckt dreinschauender Multitasking-Jungmamas mit armeegrünen Bugaboos überfahren werden. Überfahren wird man in Moskau aber nur von Pickups mit schwarzen Scheiben. Der Kollege, ein exzellenter Um-die-Ecke-Denker: "Die kriegen keine Kinder mehr, wollen Karriere machen, Tag und Nacht nur dafür hackeln."

Sie merken: Wir beide sind zwar neue Papas, aber mit alten Klischees kennen wir uns gut aus. Die Wahrheit dürfte jedoch mehr als körnchengroß darin stecken. Viele "neue" Moskauerinnen würden vermutlich trotz Topausbildung ihre Jobs bei den Kompanijas in den Glaspalästen verlieren, gebärten sie zu früh. "Babys sind etwas für Vorstädte", sagte uns eine russische PR-Dame auf eine dezente Nachfrage. Und dann fragen Sie einmal die Moskauer Männer nach Väterkarenz. (szem/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.8.2008)