Vom 11. bis 21. September beherbergt das Pariser Grand Palais die 24. Biennale des Antiquaires und damit 94 internationale Aussteller.

Foto: Grand Palais/François Tomasi

In Paris: Leuchter von Josef Hoffmann, um 1912.

Foto: Bel Etage/W. Bauer

Paris - Die Dimensionen sind gewaltig. 7000 Tonnen Erde wurden Mitte August in das Pariser Grand Palais geliefert, damit die Gärtner mit der Bepflanzung beginnen konnten. Buchsbäume? Mais non! Zu gewöhnlich. Stattdessen wächst hier in drei Wochen auf rund 14.000 Quadratmetern eine gewaltige Anlage, mit Obst-, Gemüse-, Zen- und Rosengärten sowie einer mediterranen Version.

Chapeau, die Franzosen und das veranstaltende Syndicat National des Antiquaires wissen, was sie den erwarteten 100.000 Besuchern schuldig sind. Die 24. Auflage der Biennale des Antiquaires hat sich dem Savoir-vivre als Gesamtkonzept verschrieben. Vom 11. bis 21.September bietet das ehemals für die Weltausstellung im Jahr 1900 erbaute Architekturjuwel 94Ausstellern Quartier.

Allein die Versicherungssumme für die hier dann verteilten Kunstwerke schätzt man auf fast 20 Milliarden Dollar, und derlei Prävention ist nicht unberechtigt: 2006 kam hier während der Vernissage bei Chopard ein 112 Millionen Dollar teurer Diamant abhanden.

Teure Präsenz

Auch seitens der Teilnehmer ist der finanzielle Aufwand gewaltig. Die Standmiete zählt mit tausend Euro pro Quadratmeter weltweit zu den teuersten. Zum Vergleich: In Wien liegt dieser Wert bei rund 300Euro, bei der jüngsten Salzburg World Fine Art Fair waren es je 650 Euro, in Maastricht verlangen die Macher der Tefaf als einmaliges Eintrittssalär 16.000 Euro, dafür liegen die Kosten pro Quadratmeter nur bei rund 270 Euro. Das alles exklusive Steuern und exklusive zusätzlicher Mitarbeiter, Logistik, Hotel, Standaufbau, Lichtelementen, Katalog und anderen notwendigen Messezubehörs.

Während die zwei bis auf den letzten Kubikmeter beladenen Lkw noch im Stau vor Paris stecken, traf Wolfgang Bauer (Bel Etage, Wien) Dienstagnachmittag in Paris ein.

Mittwoch begann für den einzigen Aussteller aus Österreich der Aufbau. Der erste Eindruck vor Ort sei schlicht sensationell, und das tröstet angesichts seiner im sechsstelligen Bereich kalkulierten Kosten. Die Akquisition für diesen Auftritt begann vor zwei Jahren, gleich im Anschluss an sein Biennale-Debüt 2006.

Das Ergebnis ist ein beachtlicher Mix, versammelt hat sich auf 52Quadratmetern das Who's who des österreichischen Jugendstils. Darunter ein 4,5 mal 3,8 Meter großes Knüpfwerk von Otto Prutscher (Backhausen), Möbel von Wilhelm und von Friedrich Otto Schmidt, Adolf Loos, Josef Urban oder Marcel Kammerer, begleitet von kunstgewerblichen Arbeiten Kolo(man) Mosers oder von Bruno Emmel.

Zu den wertvollsten Ausstellungsstücken gehören Entwürfe Josef Hoffmanns: etwa ein Paar musealer Anrichten samt zugehöriger Vitrine von 1912, ein für die Familie Wittgenstein entworfener prunkvollen Leuchter (180.000 Euro) oder die 1905 von der Wiener Werkstätte für die Familie Biach ausgeführte Uhr mit Halbedelstein-Cabochons für 300.000 Euro. Zu erfolgreichen Abschlüssen und gegen Schweißperlen und Schwächeanfälle kredenzt Wolfgang Bauer seinen schon legendären und beim Pariser Publikum beliebten Wachauer Marillenbrand. 16 Flaschen liegen bereit. (DER STANDARD/printausgabe, 04.09.2008)