Wien/Klagenfurt - Kärnten steht wie im vorigen Winter vor einem Gas-Engpass. Die Regulierungsbehörde E-Control hat die Stadtwerke Klagenfurt im Verdacht, in der Trans Austria Gasleitung (TAG) reservierte Kapazitäten zurückzuhalten bzw. aus Spekulationsgründen an Dritte verkauft zu haben. Die Stadtwerke dementieren.

Die E-Control hat bei Kontrollen festgestellt, dass Kapazitäten unrechtmäßig an Dritte übertragen worden sind. Insbesondere Händler aus Italien - knapp zwei Dutzend an der Zahl - hätten sich nicht an gesetzliche Bestimmungen gehalten, wonach freie Kapazitäten auf eine zentrale Handelsplattform (Capacity Bulletin Board) zu stellen und nicht, wie geschehen, direkt an Dritte weiterzugeben sind.

"Aus unserer Sicht sind diese Verträge nichtig" , sagte der Leiter der Abteilung Gas in der E-Control, Michael Schmöltzer, im Gespräch mit dem STANDARD. "Wir haben die Firmen informiert; Schlüsse müssen sie nun selbst ziehen."

Erste Verstöße gegen die mit 1. Jänner 2007 in Kraft getretene Bestimmung hat die E-Control nach Aufteilung von Zusatzkapazitäten auf der TAL registriert. Durch den Bau zweier Kompressorstationen kann künftig mehr Gas durchgeleitet werden - in Summe 46,5 Mrd. statt derzeit 40 Mrd. m3 pro Jahr.

"Einige Händler haben Kapazitäten nicht für sich, sondern für Dritte reserviert" , sagte Schmöltzer. Die beanstandeten Mengen müssten auf die Handelsplattform gestellt und damit für alle greifbar gemacht werden. Der Vorstoß der E-Control habe bereits Wirkung gezeigt, sagte Schmöltzer: "Auf der Handelsplattform gibt es jetzt jede Menge Angebote."

Um den Engpass in Kärnten kurzfristig zu lindern, soll wie im Vorjahr zusätzliches Gas über die Handelsplattform eingekauft werden. Kärnten verbraucht rund 200 Mio. m3 Erdgas pro Jahr; österreichweit sind es rund 8,5 Mrd. m3.

Mit einer Entspannung der Lage im Süden Österreichs sei erst ab 2011 zu rechnen, wenn der Bau einer zweiten Pipeline, der sogenannten "Südschiene" parallel zur TAG, abgeschlossen ist. Durch die rund 500 Mio. Euro teure Leitung werden rund drei Mrd. m3 Erdgas von Baumgarten über den Semmering in die Steiermark und nach Kärnten gelangen. Davon wird allein das geplante Verbund-Kraftwerk Mellach (Steiermark) gut eine Mrd. m3 abziehen. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.9.2008)