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Grafik: APA

New York/Frankfurt/Wien - Mit starken Kursgewinnen reagierten die Börsen weltweit auf die Verstaatlichung der großen US-amerikanischen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. An den großen Finanzplätzen wie Tokio, Frankfurt, London und New York stiegen am Montag die Indizes sprunghaft um drei bis fünf Prozent. Auch Wien folgte dem internationalen Trend, der Leitindex ATX legte im Laufe des Handelstages 3,4 Prozent zu.

Analysten und Händler interpretieren das Kursfeuerwerk damit, dass mit der Rettung der angeschlagenen US-Unternehmen Hoffnung auf ein baldiges Ende der aktuellen Krise der Finanzmärkte besteht. Fannie und Freddie waren durch den starken Preisverfall auf dem US-Immobilienmarkt an den Rand der Pleite getrieben worden.

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Wien/New York/Frankfurt - Die Verstaatlichung der schwer angeschlagenen US-Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac hat rund um den Globus für ein Kursfeuerwerk an den Aktienmärkten gesorgt. In der Hoffnung auf ein baldiges Ende der Finanzkrise griffen Anleger am Montag vor allem bei Banken- und Versicherungswerten zu.

Von Tokio bis Frankfurt und London legten die Leitindizes zwischen drei und fünf Prozent zu.
Der Leitindex ATX an der Wiener Börse gewann am Montagnachmittag mehr als 3,3 Prozent. Die Kurse der großen Bankenwerte in Wien - Erste Bank und Raiffeisen International - sprangen um neun beziehungsweise fast fünf Prozent in die Höhe. Auch der Kurs des Ziegelkonzerns Wienerberger - er kündigte vor zwei Wochen ein massives Sparprogramm wegen der US-Häusermarktkrise an - gewann fünf Prozent.

In Asien schloss der japanische Nikkei-Index 3,4 Prozent höher. Der Hongkonger Hang-Seng-Index gewann sogar 4,3 Prozent. Die europäischen Indizes für die Banken- und die Versicherungsbranche legten um acht beziehungsweise sieben Prozent zu. Die 17 größten Gewinner im europäischen Auswahlindex Stoxx50 gehörten diesen beiden Sektoren an. Auch die US-Börsen reagierten am Montag zeitversetzt mit starken Kursgewinnen.

Die US-Regierung hatte - wie berichtet - am Sonntag angekündigt, zur Stabilisierung von Fannie Mae und Freddie Mac vorläufig deren Führung zu übernehmen. Die Kurse der beiden börsennotierten Unternehmen selbst fielen angesichts dieser Nachrichten ins Bodenlose.

Fannie und Freddie gelten als Aorta des US-Bankensystems, über die beiden mit Staatsgarantien versehenen Institute laufen rund 40 Prozent aller Hypothekenfinanzierungen des Landes.
Das Finanzministerium wird zunächst mit je einer Milliarde Dollar einsteigen.

Falls nötig, könnte sie insgesamt bis zu 200 Milliarden Dollar in beide Unternehmen stecken - das wäre die teuerste staatliche Übernahme in der US-Geschichte. Als neue Chefs benannten die Behörden zwei erfahrene Banker: Der ehemalige Merrill-Lynch-Präsident Herb Allison übernimmt die Führung von Fannie Mae, der frühere US-Bancorp-Vorstand David Moffett leitet Freddie Mac. Die Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und John McCain haben die Pläne der scheidenden Administration unter George W. Bush begrüßt.

Jedoch ertönen auch bereits die ersten Warnrufe: Die Kursrally werde nicht lange anhalten, die US-Regierung und die Fed verschafften sich nur Zeit, die prinzipiellen strukturellen Probleme werden dadurch nicht gelöst, sagen Marktanalysten. Wegen der Präsidentenwahl seien neue Regelsysteme für die Finanzmärkte frühestens für Ende 2009 zu erwarten.

Auch die Nachhaltigkeit der Dollar-Erholung wird von Marktbeobachtern kritisch gesehen, man dürfe nicht vergessen, dass es zu deutlich ausgeweiteten US-Staatsdefiziten kommen könne, die zu einem Großteil international finanziert werden. Das erfordere Kapitalzuflüsse in den Dollar. Der Euro verbilligte sich am Montag auf bis zu 1,4169 Dollar (mehr als ein Prozent Kursverlust im Vergleich zur Vorwoche). (Reuters, AP, szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.9.2008)