Gemeinsam zu verstehen, was zur Drogenabhängigkeit geführt hat, ist das Ziel der Beratung des Vereins Dialog. Bath Sahaw-Baranow sprach mit Christof Zedrosser und Christine Tschütscher über Wege aus der Sucht.

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SchülerStandard: Der Verein Dialog berät und betreut Menschen mit Suchtproblemen. Wie viele Ihrer Patienten sind jugendlich?

Zedrosser: Acht Prozent unserer Klienten und Klientinnen sind unter 18 Jahre alt, das sind 180 Personen. Im Altersbereich von 19 bis 25 haben wir rund 33 Prozent, das entspricht ungefähr 758 Personen.

SchülerStandard: Wie gestaltet sich die psychosoziale Betreuung bei den Jugendlichen?

Zedrosser: Wie versuchen, gemeinsam zu verstehen, was dazu geführt hat. Dann überlegen wir, was die Personen tun können, um ihre Situation zu verbessern. Wir laden auch Angehörige ein, um sie zu beraten und zu unterstützen. Wenn es notwendig ist, arbeiten wir mit dem Jugendamt oder der Bewährungshilfe zusammen.

SchülerStandard: Müssen junge Klienten für die Betreuung zahlen?

Tschütscher: Unsere Angebote sind für die Klienten kostenlos.

Zedrosser: Weiters arbeiten wir auf vertraulicher Ebene. Personen, die zu uns kommen und uns etwas erzählen, können dies in einem geschützten Rahmen tun. Dann entscheiden wir gemeinsam, ob und wie wir diese Informationen an andere Personen oder Stellen weitergeben. Wir tun nichts über den Kopf der Jugendlichen hinweg.

SchülerStandard: Welche Ausbildung haben Ihre Betreuer?

Tschütscher: Wir haben ein multiprofessionelles Team, so können wir das gesamte Spektrum abdecken. Sämtliche Klienten von uns sollen von allen notwendigen Berufsgruppen auf jeden Fall medizinisch und psychosozial begutachtet werden, sodass dann individuell die Beratung und Betreuung erfolgen kann.

Weiters gibt es bei uns eine gendersensible Betreuung, das heißt, dass die Patienten gefragt werden, ob sie lieber von einem Mann oder einer Frau betreut werden. Wenn es möglich ist, gehen wir auch darauf ein.

SchülerStandard: Was sind die häufigsten Ursachen für Drogenmissbrauch unter Jugendlichen?

Zedrosser: Schwierige Erlebnisse, Schicksalsschläge oder Situationen, die für einen Jugendlichen sehr traumatisch waren, führen häufiger dazu, dass jemand versucht, mittels Substanzen damit umzugehen. Die Lebensumstände sind nur ein Teil des Ganzen, die Persönlichkeit und die Stimmungslage tragen ebenso dazu bei wie die Art der Droge, denn Suchtmittel haben unterschiedliche Abhängigkeitspotenziale. (Bath Sahaw-Baranow/DER STANDARD, Printausgabe, 9.9.08)