Hamburg - Der Ölpreis hat auf die von der OPEC angekündigte Reduktion der Fördermengen kaum reagiert. Zunächst stieg er leicht, pendelte sich am Mittwoch jedoch bei knapp 104 Dollar je Barrel (159 Liter) ein. Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) hatte am frühen Morgen erklärt, ihre Fördermenge zu drosseln. Nach Ansicht von Analysten reicht dies jedoch nicht aus, um den Rutsch des Ölpreises aufzuhalten. Außerdem drückt der auf die USA zusteuernde Hurrikan "Ike" auf den Preis.

Die OPEC erklärte nach einem Treffen der 13 Mitgliedsländer in Wien, ihre Fördermenge um rund 520.000 Barrel pro Tag zu drosseln. Die Organisation habe sich darauf verständigt, maximal 28,8 Millionen Barrel pro Tag zu produzieren, hieß es. Vor allem die Abschwächung der Weltwirtschaft habe in den vergangenen Wochen dazu geführt, dass die Nachfrage nach Öl und damit auch der Preis signifikant nachgegeben habe. Die Ölpreise sind seit ihrem Hoch im Juli mit fast 150 Dollar pro Barrel um rund 30 Prozent gesunken.

Nach der OPEC-Erklärung stieg der Ölpreis zunächst um mehr als einen Dollar an, gab aber gleich wieder nach. US-Leichtöl kostete am Mittwoch im elektronischen Handel zeitweise 103,34 Dollar je Barrel und damit nur 8 Cent mehr als bei Börsenschluss am Vortag. Da lag der Schlusskurs mit 103,26 Dollar so niedrig wie zuletzt Anfang April. Die für Europa wichtige Nordsee-Ölsorte Brent legte ebenfalls nur leicht zu: Der Preis stieg in London um 46 US-Cent auf 100,80 Dollar je Fass. Am Dienstagabend war er sogar unter die Marke von 100 Dollar gefallen.

Sorge bleibt

"Ich glaube nicht, dass dies ausreicht, um den Abwärtstrend am Markt in New York oder London zu drehen", sagte Energieexperte John Vautrain von der Beratung Purvin & Gertz in Singapur. Die Reduzierung werde den Preisfall höchstwahrscheinlich nicht aufhalten, da Investoren weiterhin besorgt seien über die Wirtschaftsabschwächung in den USA, Europa und Japan. Der Markt habe bereits erwartet, dass die OPEC ihre enorm hohe Produktion der vergangenen Monate zurückschraube.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Erdöl produzierenden Länder. "Hohe Rohstoffpreise sind die Hauptursache für die weltweite Inflation", sagte er vor dem Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments in Brüssel. Ohne direkt auf die OPEC-Entscheidung einzugehen, warnte Trichet: "Von einem hohen (Inflations)-Niveau wird auf die Dauer niemand profitieren, sicher nicht die Abnehmer, aber sicher auch nicht die Anbieter."

Den Ölpreis drückt derzeit außerdem, dass Hurrikan "Ike" wieder an Stärke gewinnt und im Golf von Mexiko und an der US-Küste Öl- und Gasproduktionsstätten bedroht. Außerdem warteten Investoren auf den wöchentlichen Bericht der US-Energiebehörde über die Ölvorräte in den USA. Es wird mit einem Rückgang der Reserven gerechnet. (APA/AP)