Prunkuhr für 23.000 Euro bei D&S Antiquitäten.

Foto: D&S

Wien - Dreierlei Funktionen sind in der historischen Bilanz des Hofnarren überliefert: die politische, als sie zu Zeiten absolutistischer Herrschaft die Einzigen zu sein schienen, die dem Fürsten noch die Wahrheit übermittelten, als scharfe Beobachter des Zeitgeschehens oder aber von Ratgebern und Hofleuten zur Information von Meinungen instrumentalisiert.

Die zweite im Laufe der Jahrhunderte entstandene Dienstpflicht oblag schlicht in der Unterhaltung, wobei künstlerisches oder humoristisches Talent für die Karriere sicher von Vorteil war. Abseits derlei Entertainments stand der Hofnarr aber auch für eine religiöse, philosophische Anschauung und insofern synonym für Gottesferne, sündhaftes Leben und Vergänglichkeit.

Die Ursprünge für diese dritte Funktion als Mahnmal finden sich bereits im Römischen Reich. Der nach einer erfolgreichen Kriegsführung einziehende römische Kaiser wurde meist von einem besonders hässlichen Sklaven begleitet, der den Herrscher an die Vergänglichkeit seines Ruhmes erinnern sollte ("sic transit gloria mundi" ). Und dieser Hofnarr-Typus ist es wohl, der hier zum schaukelnden Bestandteil einer Uhr wurde, die wiederum das bekannteste Symbol der Vergänglichkeit nicht nur im Kunstgewerbe darstellt.

Die 95 cm hohe, in Lindenholz geschnitzte und blattvergoldete Prunkuhr stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das mit 23.000 Euro veranschlagte ungewöhnliche Kunstwerk kommt aus dem süddeutschen Raum und zählt zu den interessantesten Stationen der von D&S Antiquitäten (Wien) bis zum 25. Oktober gezeigten Verkaufsausstellung.

Unter dem Titel "Zeitreise - Antike Wiener Uhren" wurden in den Geschäftsräumlichkeiten in der Dorotheergasse 52 Zeitmesser aus der Hochblüte der Wiener Uhrmacherkunst versammelt, begleitet von vier ausländischen Kostbarkeiten.

Die frühesten Exponate stammen aus dem 17. Jahrhundert. Der Zahn der Zeit nagte hier allenfalls an Staffierungen. Das künstlerische Dekor des Gehäuses, die insgesamt verwendeten Materialien und vor allem die Qualität der Mechanik war den Meistern stets das Gebot der Stunde. Ob 160 oder 250 Jahre alt, oft genügen nur eine gründliche Reinigung und eine sorgsame Schmierung, dann kann das schmucke Stück die Zeit wie am ersten Tag messen.

Die damals nur privilegierten Menschen vorbehaltenen Zeitmesser, weil für andere ein schier unerschwinglicher Luxus, haben meist in Privatsammlungen überdauert. Die von Kristian P. Scheed und Brigitte Kolhamer-Duschek zusammengestellte Kollektion dokumentiert alle Facetten der Uhrmacherkunst:

Von zehn Zentimeter kleinen, aber aufwändig vergoldeten, teilweise emaillierten und mit Türkisen und Granaten geschmückten Zapplern über eine um 1700 datierte Tischuhr (18.000 Euro) oder eine außergewöhnliche Kutschenuhr ("Philip Jacob Pickelman fecit Lintz 3015" ).

Preislich liegt die Bandbreite zwischen 12.000 Euro (Biedermeieruhr in Form eines Blumenkorbes), 16.000 Euro für die Empireuhr "Schmied und Schleifer" bis zu einer Freischwinger-Wanduhr für 27.000 Euro, von der sich auch ein Modell im Wiener Uhrenmuseum und der legendären Sammlung Sobek befindet. (kron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.9.2008)