Versuche über die Darstellung von Menschen:
Detail aus der 1974 entstandenen Serie "8 erweiterte porträts" von Cora Pongracz (1943-2003).

Foto: Pongracz/Senn

Üblicherweise auf die Gegenwart konzentriert, präsentiert die Galerie Senn derzeit Fotografien von Cora Pongracz (1943-2003). Zu sehen ist eine Auswahl, die mit den Serien "8 erweiterte porträts" (1974) und "Verwechslungen" (1978) ihre bedeutendsten Arbeiten umfasst.

Im Mittelpunkt der Arbeiten von Cora Pongracz steht die Darstellung von Menschen, die sie in ihren facettenreichen Persönlichkeiten zu erfassen versuchte. Da sich die Künstlerin in der österreichischen Künstlerszene der 1960er- und 70er-Jahre bewegte und bevorzugt Menschen ihres Umfeldes abgelichtet hat, gehörten die Wiener Aktionisten genauso wie Arnulf Rainer, Martha Jungwirth oder Peter Weibel zu den Porträtierten.
In der Galerie Senn ist mit "8 erweiterte porträts" jene Serie zu sehen, in der sie den Porträtbegriff im Dialog mit den Fotografierten zu erweitern versuchte: Sie bat acht Frauen, ihr zwei zusätzliche Motive zu nennen, mit denen die jeweils Porträtierte ihre Persönlichkeit ergänzte. Einen ähnlich konzeptuellen Zugang verfolgte die Fotografin auch in der Serie "Verwechslungen", in der sie die ironische Selbstdarstellung ins Zentrum stellte.

In einem Nachruf schreibt Silvia Eiblmayr, dass die Künstlerin nicht nur Fragen der gesplitteten Identität, sondern auch die Verquickungen zwischen öffentlich und privat sehr früh bearbeitet hat: In der Galerie Senn fließen beide Themen insofern ein, als dass dort auch ein Selbstporträt der Fotografin zu sehen ist, das sie im Sinne einer Erweiterung ihrer Person mit Detailaufnahmen von offenen Küchen- und Kleiderschränken kombinierte. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.9.2008)