Multitalent: Friedrich Torberg wäre nächste Woche 100 Jahre alt geworden.

Foto: Langen Müller

Von den einen als geistreicher Literat und Kritiker gepriesen, von den anderen als fanatischer Anti-Kommunist und Initiator des Brecht-Boykotts gescholten, ruft Friedrich Torberg bis heute gespaltene Reaktionen hervor. Unter dem Titel Die Gefahren der Vielseitigkeit versucht das Jüdische Museum in Wien anlässlich Torbergs 100. Geburtstags ein differenziertes Bild des Multitalents zu zeichnen.

Der am 16. September 1908 als Friedrich Ephraim Kantor in Wien geborene Torberg trat schon als Kind dem jüdischen Sportverein Hakoah bei und erlangte 1928 für die tschechische Mannschaft den Staatsmeistertitel im Wasserball. Mit dem Roman Der Schüler Gerber hat absolviert gelang Torberg 1930 ein durchschlagender Erfolg.

Auf eine Zeit als Journalist zwischen Wien und Prag folgte die Flucht von den Nazis, die Torberg über Paris schließlich in die USA führte. Er kehrte jedoch 1951 nach Wien zurück, wo er als Herausgeber der Zeitschrift FORVM zur dominierenden Instanz des heimischen Literaturbetriebs wurde.

Die heile Welt, die Torberg in seiner 1974 erschienenen Anekdotensammlung Die Tante Jolesch verewigt hat, dient den Kuratoren Marcus G. Patka und Marcel Atze als Ausgangspunkt für einen Rundgang durch das Torberg-Universum, der anhand von Stationen wie Literatur, Sport, Judentum oder Kalter Krieg den Lebensweg des Schriftstellers nachzeichnet.

Auf Material der Wien-Bibliothek basierend wird ein repräsentativer Ausschnitt aus Torbergs Briefwechsel zu sehen sein, zu dessen Korrespondenz-Partnern Größen wie Martin Buber, Hermann Hesse oder Arnold Schönberg zählten. Die Schau eröffnet am 17. September um 18.30 Uhr. (Lena Dražić / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.9.2008)