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Der ÖVP-Chef und sein Kronprinz: In Niederösterreich wahlkämpft Josef Pröll (re.) aber nicht mit Wilhelm Molterer, sondern vor allem mit seinem Onkel Erwin.

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Langenlois - Josef Pröll wies der ÖVP den Weg. Zumindest auf den Plakaten, die das geneigte ÖVP-Funktionärspublikum Richtung Schloss Haindorf in der Nähe von Langenlois geleiteten. Dort feierten die niederösterreichischen Schwarzen am Donnerstagabend ihre ganz eigene Wahlkampf-Party. Rund 4000 Menschen kamen - deutlich mehr als bei den Wahlkampfauftakten der ÖVP- und SPÖ-Bundespartei.

Dienst und Schnaps

Der schwarze Wahlkampf in Niederösterreich ist Pröllsche Familiensache: Onkel Erwin, mächtiger Langzeit-Landeshauptmann, lobte seinen Neffen Josef, den niederösterreichischen ÖVP-Spitzenkandidaten, als einen, "der weiß, dass es notwendig ist, zusammenzuarbeiten". „Den Burschen kenn' ich schon ungeboren", erzählte er von der Geburt des "Pepi". Bis heute habe er eine "riesen Freud'" mit ihm, auch wenn die beiden einander nicht immer nach dem Mund reden würden, denn "Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps".

In einem sind sie sich jedenfalls einig: Die "Sozialisten", wie Josef und Erwin zu sagen pflegen, "die können nicht wirtschaften". Sollte die ÖVP zweiter werden, polterte der Landeshauptmann, dann werden "links-liberale Parteien in der Regierung das machen, was sie schon immer gemacht haben: Den Leuten alles versprechen und jedem alles geben wollen ohne zu wissen, wo das Geld herkommt". Dabei habe schon Großvater Pröll selig gesagt: "A Lump is der, der mehr gibt ois er hot."

"Unsere Hauptgegner sind Werner Faymann und die SPÖ", betonte auch "Lebensminister" Pröll, der ein knappes Rennen erwartet. Die niederösterreichischen Schwarzen müssten daher "laufen, laufen, laufen" und „überzeugen, überzeugen, überzeugen". Es solle niemand glauben, dass es „wurscht" sei für Niederösterreich, wer Bundeskanzler sei, mahnte der Landeshauptmann. Es gehe schließlich auch darum, von wem er Geld nach Niederösterreich holen müsse - von einem roten oder einem schwarzen Kanzler: "Beides probiert, kein Vergleich."

Von den kritischen Tönen, die es aus St. Pölten in den letzten Monaten in Richtung ÖVP-Chef Wilhelm Molterer gegeben hatte, war am Donnerstagabend nichts zu hören. Dieser sei der "einzige Garant dafür", meinte Erwin Pröll, dass "ein Ja ein Ja und ein Nein ein Nein bleibt".

Molterer habe ihn "extrem geprägt, gefördert und unterstützt", betonte Josef Pröll - neben dem Onkel Erwin natürlich, mit dem er schon als Bub am Küchentisch über Politik diskutiert habe.

Gefeiert wurde in Langenlois aber ohne den Parteichef - nicht nur der Wahlkampfauftakt, sondern auch der baldige Vierziger von Josef Pröll. Als Geschenk gab's ein Video mit - wie könnte es anders sein - zahlreichen Familienfotos und 10.000 Euro für die Leopold-Figl-Stiftung, die Studierende vom Land unterstützt.  (Andrea Heigl, DER STANDARD, Printausgabe, 12.9.2008)